Von wegen U-Bahn-Tunnel Das "London Underground Mosquito" stammt aus dem Nahen Osten

Sie ist vielleicht die nervigste Stadtbewohnerin von allen: Die Unterart der Gemeinen Stechmücke Culex pipiens molestus ist als "London Underground Mosquito" bekannt, kommt aber auch bei uns vor
Sie ist vielleicht die nervigste Stadtbewohnerin von allen: Die Unterart der Gemeinen Stechmücke Culex pipiens molestus ist als "London Underground Mosquito" bekannt, kommt aber auch bei uns vor
© Heinz Krimmer / imago images
Sie sticht auch im Winter und am liebsten Menschen – aber anders als angenommen ist diese spezielle Mückenform nicht erst in Metro-Tunneln von London und Berlin entstanden

Diese Stadtbewohnerin nervt gewaltig, das sagt schon ihr Name: Culex pipiens molestus (lat: "lästig, ärgerlich") haben Forschende die Mücke benannt, die in U-Bahn-Schächten lebt. Viele kennen sie als "London Underground Mosquito". Doch anders, als man bisher annahm, hat dieses Anpassungswunder nicht erst vor rund 160 Jahren in stickigen Metro-Tunneln das Licht der Welt erblickt.

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Lange ging man genau davon aus, so perfekt ist "Molestus" an das Leben im städtischen Untergrund angepasst: Der Mangel an Licht macht ihr nichts aus, sie paart sich auf engem Raum, sticht fast nur Menschen und bleibt sogar den Winter über aktiv. Warme, feuchte und unterirdische Lebensräume in Städten sind ihr liebstes Domizil. Sie sieht zwar genauso aus wie ihre nahe Verwandte, die oberirdische Form der Gemeinen Stechmücke Culex pipiens pipiens. Die aber bevorzugt Vögel, benötigt offene Flächen zur Paarung und hält Winterschlaf.

Die bisherige Theorie besagte, dass die U-Bahn-Mücke nur wenige Generationen brauchte, um sich an die Bedingungen im Untergrund anzupassen. Über das "London Underground Mosquito" erzählt man sich seit dem Zweiten Weltkrieg Horrorgeschichten. Damals suchten viele Menschen auf den Bahnsteigen im Londoner Untergrund nachts Zuflucht vor Bombenangriffen – leichte Beute für die Mücke.

Ein internationales Forschungskonsortium mit Beteiligung des Bernhard-Nocht-Instituts für Tropenmedizin in Hamburg hat nun herausgefunden: Tatsächlich dauerte es viel länger, bis die Evolution diese spezielle Mückenform hervorbrachte. Die Forschenden sequenzierten dazu die Genome von mehr als 800 Stechmücken aus 44 Ländern, darunter auch historische Exemplare aus Londoner Museen. Ihre Analyse zeigt: Molestus ist nicht im Untergrund entstanden, sondern oberirdisch im Mittelmeerraum und Nahen Osten – und zwar bereits vor mehr als 1000 Jahren. Schon damals begannen Mücken also, sich an vom Menschen geprägte Lebensräume anzupassen.

"Am bemerkenswertesten finde ich, dass sich diese Mücken schon vor Tausenden von Jahren oberirdisch in frühen Siedlungen an den Menschen anpassten", sagt Dr. Mine Altinli vom Tropeninstitut. "Eigenschaften, die vermutlich als Reaktion auf jene frühen Lebensräume entstanden sind, ermöglichen es ihnen heute, in modernen Städten und unterirdischen Räumen zu gedeihen." Die U-Bahn-Mücke ist nicht nur evolutionär interessant, sondern auch aktuell für die Bevölkerungsgesundheit wichtig. Molestus ist schließlich ohne Pause aktiv und so ein effizienter Überträger von Viren wie etwa dem West-Nil-Virus. Je mehr man über die Mücke weiß, desto besser lassen sich auch Übertragungswege verstehen.