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Tierpsychologie Wie wir Katzen besser verstehen lernen

Mysteriös, unnahbar, einzelgängerisch? Mitnichten: Katzen sind verblüffend soziale Tiere – fähig, enge Bindungen zu Menschen einzugehen. Der renommierte Katzenforscher Dennis C. Turner über die wahre Psyche der Stubentiger – und wie wir ihre Sprache verstehen können 
Zwei Katzen, die in die Kamera schauen
Katzen haben verschiedene Wege zu kommunizieren: über Düfte, Körpersprache und Mimik sowie über eine Vielzahl unterschiedlicher Laute – vom Miauen bis zum Schnurren
© furryfritz - Nils Jacobi / mauritius images

GEO: Herr Professor Turner, Sie beschäftigen sich seit vier Jahrzehnten mit dem Verhalten und der Psychologie von Katzen. Was fasziniert Sie so an diesen Tieren?

Professor Dennis C. Turner: Ihre Unabhängigkeit, ihre Natürlichkeit. Katzen sind im Grunde wilde Wesen, die mehr oder weniger freiwillig mit uns zusammenleben. Gewiss: Wir füttern die Tiere, kümmern uns um sie – und dennoch würden Katzen im Freiland ganz ohne uns überleben können.

Der Volksmund sagt: Hunde haben Herrchen oder Frauchen, Katzen haben Personal. Was halten Sie davon?

Der Spruch ist lustig, aber die Aussage stimmt so nicht. Klar: Es gibt erhebliche Unterschiede zwischen Hunden und Katzen. Hunde sind obligatorisch soziale Tiere, die immer eine Bindung aufbauen, sie können qua ihrer Natur nicht anders. Die meisten Katzen aber sind fakultativ sozial: Sie müssen sich nicht zwangsläufig binden, aber – und das ist entscheidend: Sie können es. Ja, Katzen können enge Beziehungen untereinander und auch zu uns Menschen eingehen.