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Biologie Homosexualität bei Tieren: Ganz gewöhnlich – und ganz schön sinnvoll

Affen tun es, Spinnen, und Gänse auch: Homosexualität ist bei rund 1500 Tierarten nachgewiesen. Und Forschende wissen immer mehr darüber, welche Vorteile sie für die Tiere hat
Zwei schmusende Löwenmännchen
Gleichgeschlechtliche Paarungen wurden bei Löwen beider Geschlechter beobachtet. Männliche Löwen gehen meist für einige Tage eine Beziehung ein: Sie zeigen ihre Zuneigung, indem sie ihre Schnauzen aneinander reiben, was dann zum Aufspringen führt
©  lisa Gött / Adobe Stock

Eigentlich ist die Geschichte von Roy und Silo eine klassische Liebesgeschichte, wie sie wohl viele Pinguine in Zoos auf der ganzen Welt erleben. Zwischen Wasserbecken und aufgetürmten Felsbrocken lernen sich die beiden Zügelpinguine im Gehege des New Yorker Central Park Zoos kennen – und offensichtlich auch lieben: Sie weichen sich kaum noch von der Seite, umschlingen ihre Hälse, stoßen Paarungsrufe aus, flattern beim Anblick des anderen aufgeregt mit den Flügeln, haben Geschlechtsverkehr. Und irgendwann, wie in so vielen Liebesgeschichten, bauen sie sich ein gemeinsames Nest und beginnen mit der Familiengründung. So weit, so gewöhnlich. Und doch werden Roy und Silo um die Jahrtausendwende weltberühmt. Denn sie sind beide männlich. Und statt eines Eis hegen, pflegen und bebrüten die Pinguine aufopferungsvoll einen Stein. 

Weil der Wunsch des Pinguinpaares nach gemeinsamem Nachwuchs offensichtlich groß ist, geben die Tierpflegenden den beiden schließlich das befruchtete Ei eines anderen Paares zur Aufzucht. Nach 34 Tagen Brutzeit macht Töchterchen Tango Silo und Roy zu stolzen Vätern. Medien weltweit berichteten, die Geschichte der hingebungsvollen Pinguinväter wird auf die Theaterbühne gebracht und in einem Kinderbuch für die Ewigkeit festgehalten. Eine gleichgeschlechtliche Beziehung in der Tierwelt – eine Sensation!

Dabei ist gleichgeschlechtliches Verhalten im Tierreich alles andere als ungewöhnlich. Bei mindestens 1500 Tierarten ist es nachgewiesen: bei Insekten, Spinnen und Fadenwürmern; bei Gänsen, Delphinen und Elefanten. Besonders Fleischfressendende Säuger, Huftiere, Beuteltiere, Nagetiere und Primaten neigen dazu, sich mit einem Partner des eigenen Geschlechts zu paaren.

Man könnte also sagen: Das Ungewöhnliche an der Liebesgeschichte von Roy und Silo ist nicht, dass sie beide das gleiche Geschlecht haben. Sondern dass diese Tatsache so viel Aufmerksamkeit erregt hat.