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Artenschutz Onlinedating für Wildtiere: Amurleopard, Single, vom Aussterben bedroht, sucht

Über eine Online-Datenbank können Zoos Partner für ihre Wildtiere suchen. Passen die auch in der Realität zueinander? Und trägt das zum Erhalt bedrohter Arten bei?
Leopard
Die einsamen Tage von Amurleopard Freddo könnten bald vorüber sein: Online wurde er mit Leopardendame Lena gematcht, inzwischen ist sie in Freddos Zoo übergesiedelt
© Cover Images | Dartmoor Zoological Society/Cover Images / picture alliance

Eigentlich ist Freddo ein Hauptgewinn: Er hat einen durchdringenden Blick, glänzendes Fell, fein geschwungene Schnurrhaare – und gesund, aufgeweckt, im besten Alter, um eine Familie zu gründen, ist er auch. Und doch findet Freddo keine Partnerin. Denn es gibt zwei Probleme. Erstens: Freddo ist ein Amurleopard, er hat weltweit also nur noch etwa 300 Artgenossen. Und zweitens: In freier Wildbahn streifen diese durch das Grenzgebiet zwischen Russland, China und Nordkorea, jagen in den frühen Morgenstunden Wildschweine, Elche oder sibirische Rehe – während Freddo im Gehege des Dartmoor-Zoos im Südwesten Englands sitzt. 

Doch für beinahe jedes Problem gibt es auch eine Lösung, und wie für viele einsame Singles heißt sie auch bei Freddo: Onlinedating. Die Zooverwaltung hat für den Amurleoparden ein Profil im Zoological Information Management System (ZIMS) erstellt und dort Größe, Gewicht, Leibspeise, Blutwerte, Informationen über seinen Charakter und seine genetische Abstammung hinterlegt. Und tatsächlich heißt es schon nach kurzer Zeit: It’s a match! Ihr Name ist Lena, sie ist temperamentvoll und manchmal ein wenig stur, dafür wissbegierig und interessiert an Gewürzen und Düften. Die vier Jahre alte Amurleopardin aus dem englischen Colchester-Zoo könnte die zukünftige Mutter von Freddos Kindern sein. Im August zog sie zu Freddo in den Dartmoor-Zoo, um herauszufinden, was wohl jeder und jede beim Onlinedating herausfinden muss: Ob mit dem virtuellen perfect match auch in der Realität die Funken sprühen. 

Damit sind Lena und Freddo nicht allein. Mehr als 1300 Zoos, Aquarien und Wildtierorganisationen aus 102 Ländern haben die Daten ihrer Tiere im ZIMS der Non-Profit-Organisation Species 360 hinterlegt. 22.000 Arten und mehr als zehn Millionen Individuen sind dort aufgeführt – inklusive genetischer, medizinischer oder sogar charakterlicher Informationen. Sucht ein Tierpark einen passenden Partner oder eine passende Partnerin für eines seiner Tiere, erhält er mit wenigen Klicks Informationen über alle gelisteten Kandidaten weltweit – und eine Empfehlung, welche davon besonders geeignet sind, um sich mit dem Tier fortzupflanzen. "Zuchtbücher gibt es schon lange, aber seit 2017 funktioniert die Datenbank in etwa so wie Onlinedating", sagt Katelyn Mucha, die bei Species 360 für die ZIMS-Zuchtbücher verantwortlich ist. "Man sieht alle Informationen in Echtzeit und spart wahnsinnig viel Zeit."