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Verhalten Hummeln schauen sich Tricks von Artgenossen ab

Ziemlich gut orientiert: eine Erdhummel (Bombus terrestris)
Ziemlich gut orientiert: eine Erdhummel (Bombus terrestris)
© BlazingDesigns / Adobe Stock
Hummeln sind soziale Tiere, die immer wieder mit Fähigkeiten verblüffen, die wir ihnen nicht zugetraut hätten. Nun weist ein Forschungsteam nach: Sie lernen von anderen Hummeln und benutzen sogar Werkzeuge

Wenn Hummeln von Blüte zu Blüte durch den Garten brummen, wirken sie oft tapsig. Und tatsächlich hat bis vor kurzem selbst die Wissenschaft den Insekten wenig mehr als das Offensichtliche zugetraut: Staaten bilden, Arbeitsteilung, Blüten und Nektar finden. Doch damit ist das Verhaltens- und Kompetenz-Repertoire der Hautflügler keinesfalls erschöpft. Tatsächlich sind die Tiere sogar in der Lage, von anderen Artgenossen zu lernen und Werkzeuge zu benutzen, um an Futter zu gelangen. Das zumindest legt eine im Fachmagazin Plos Biology veröffentlichte Studie nahe.

Um die soziale Intelligenz der Tiere zu testen, setzten die Forschenden eine Art Petrischale mit einem besonderen Mechanismus ein: Zunächst trainierten sie einzelne Erdhummeln (Bombus terrestris), eine Art Schieber so zu bewegen, dass sie an die Zuckerlösung gelangten. Dabei lernten einige Hummeln, sich gegen einen roten Schieber im Gegenuhrzeigersinn zu stemmen, um an Futter zu gelangen, andere dagegen, durch die Betätigung eines blauen Schiebers im Gegenuhrzeigersinn zum Erfolg zu kommen.

Die trainierten Hummeln ließen die Forschenden nun wieder zu ihrem Staat – zusammen mit einigen präparierten Futterschalen. Im Unterschied zum Einzel-Training waren die nun allerdings in beide Richtungen bedienbar.

Was passierte, verblüffte selbst die Forscherinnen und Forscher: Die Hummeln lernten nicht nur in kürzester Zeit, den blüten-unähnlichen Mechanismus auszutricksen; sie bedienten ihn auch fast ausschließlich so, wie es zuvor ihre geflügelten Trainerinnen gelernt hatten. Im Schnitt präferierten sie zu 98,6 Prozent entweder den blauen oder den roten Schieber.

Das Verhalten von Vorbildern ist prägend für Hummeln

Zwar fanden einige vorwitzige Hummeln heraus, dass es auch andersherum funktioniert – doch Anklang fanden sie bei ihren Artgenossen damit nicht. "Selbst nachdem sie die einfache Alternative herausgefunden hatten, kehrten sie doch immer wieder zu dem vorgemachten Verhalten zurück", beschreibt die Erstautorin Alice Bridges dem New Scientist. Das sei wirklich verrückt gewesen.

Der Vorbildcharakter der trainierten Hummeln scheint auch in anderer Hinsicht eine zentrale Rolle zu spielen: In Kontrollgruppen ohne "Lehrerin" hatten zwar nach einer Weile einzelne Hummeln herausgefunden, wie der Mechanismus funktioniert. Doch wurde diese Art des Futtererwerbs deutlich seltener genutzt als in Gruppen mit einem Vorbild.

"Uns wurde beigebracht, dass das Verhalten von Insekten in gewisser Weise vorprogrammiert ist", sagte die an der Studie nicht beteiligte Insektenkundlerin Jessica Ware dem Portal NPR. Das stelle diese Studie nun auf den Kopf. "Wer weiß, wozu Grashüpfer in der Lage sind – oder Küchenschaben?"

Die Studie ist allerdings nicht die erste, die das erstaunliche Verhaltensspektrum der Hummeln unter Beweis stellt. So beobachteten Forschende schon Hummeln beim Spielen und wiesen nach, dass sie Blüten als Orientierungspunkte für den Landeanflug nutzen.

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