Biodiversität Dieser Fisch schwimmt seit Jahren inkognito in den Aquarien der Welt

Der Rotschwanz-Garra ist – wenn auch nicht unter seinem richtigen Namen – seit Jahren bei Aquarianern beliebt
Der Rotschwanz-Garra ist – wenn auch nicht unter seinem richtigen Namen – seit Jahren bei Aquarianern beliebt
© Tangjitjaroen et al. (2023), CC-BY
Biologen haben eine neue Fischart entdeckt – die schon seit Jahren als hübscher und praktischer Aquarienfisch beliebt ist

Aquarienfische müssen schön sein. Oder praktisch. Der Rotschwanz-Garra ist beides. Er fällt mit seinem namengebenden Schwanz sofort ins Auge und raspelt mit seinen speziellen Mundwerkzeugen lästige Algen von der Inneneinrichtung des Aquariums. Seit das Tier im Handel auftauchte, also etwa seit der Jahrtausendwende, wurde es immer beliebter. Wenn auch bis vor kurzem unter falschem Namen. Erst jetzt konnten Forscher die wahre Identität des Tieres lüften: Wie sie im Fachmagazin Zootaxa berichten, handelt es sich bei den wenige Zentimeter langen Fischen um eine bislang unbekannte Art: Garra panitvongi.

In Fachkreisen kursierten schon länger Vermutungen, dass es sich bei dem Fisch um eine noch unbeschriebene Spezies handeln könnte. Bei einer Exkursion im Grenzgebiet zwischen Thailand und Myanmar wurde der Fisch-Experte Larry Page vom Florida Museum of Natural History nun fündig.

Dass der Fundort schwer zugänglich ist, könnte erklären, warum der Fisch mittlerweile große Popularität erlangt hat, aber über seine ursprüngliche Verbreitung und Lebensweise kaum etwas bekannt ist. "Als wir die ersten Exemplare sammelten, dachten wir, dass sie in Myanmar weit verbreitet sein müssten, weil sie im Aquarienhandel so beliebt ist", sagt Page in einer Presseerklärung. "Aber der Rotschwanz-Garra kommt nur im Einzugsgebiet des Ataran-Flusses vor."

"Vielfalt wird drastisch unterschätzt"

Der Fisch gehört zu einer mit knapp 200 Spezies äußerst artenreichen Gattung, zu der auch der als "Knabberfisch" bekannte Rote Garra gehört, der sich verhornte menschliche Fußpartien schmecken lässt. Die Verwandtschaft lebt weit verbreitet in Westafrika, dem Mittleren Osten, Indien, Süd- und Ostasien, aber auch in Teilen Chinas. Trotzdem schenkte die taxonomische Forschung der Familie bislang offenbar wenig Aufmerksamkeit. "Es gibt erstaunlich wenig Informationen über ihre Evolution", sagt Page. Über die Verwandtschaftsverhältnisse oder die Diversifizierung der verschiedenen Gruppen innerhalb der Gattung Garra sei wenig bekannt. "Viele der Fische in Südostasien werden mit den Namen von Arten bezeichnet, die in Indien oder Indonesien entdeckt wurden, weil sie ähnlich aussehen", sagt Page. Ihre Vielfalt werde daher drastisch unterschätzt.

Mit dem wissenschaftlichen Namen der neu entdeckten Art ehren die Forscher den thailändischen Experten Nonn Panitvong. Der Naturschützer und Geschäftsmann hatte eine Population der – damals noch nicht unter diesem Namen bekannten – Rotschwanz-Garra entdeckt. Und den Fisch erfolgreich in den Zierfisch-Markt eingeführt. Ob er der Spezies mit ihrem extrem kleinen, natürlichen Verbreitungsgebiet damit einen guten Dienst erwiesen hat, muss sich noch zeigen.

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