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Studie Warum Aldi Nord, Edeka, Kaufland und Lidl auf Krill-Produkte verzichten sollen

Antarktischer Krill ist die Nahrungsgrundlage vieler größerer Tiere des Südpolarmeers
Antarktischer Krill ist die Nahrungsgrundlage vieler größerer Tiere des Südpolarmeers
© IMAGO / Ardea
Antarktis-Krill ist begehrt als Futter in der Aquakultur und als Zutat von Nahrungsergänzungsmitteln. Doch die garnelenartigen Krebse sind unverzichtbar für das Ökosystem der Antarktis. Nun fordert eine NGO einen Stopp der Jagd

Krill gehört zu den erfolgreichsten Lebewesen der Erde. Zumindest, wenn man das Gesamtgewicht veranschlagt, das die garnelenartigen Krebse auf die Waage bringen: Die Angaben reichen von 60 bis 420 Millionen Tonnen. Die beste Schätzung beziffert die Gesamtmenge mit 389 Millionen Tonnen.

Kein Wunder also, dass die gigantischen Schwärme von Euphausia superba, wie der Antarktische Krill wissenschaftlich heißt, Begehrlichkeiten wecken. Nicht nur bei ihren Fressfeinden seit Jahrmillionen, darunter Wale, Robben und Pinguine. Sondern auch bei den Menschen. Besonders in den Gewässern rund um die Antarktische Halbinsel haben es internationale Fangflotten auf das Krebstier abgesehen.

Auf die weltweiten Märkte allerdings kommt Krill nicht als Seafood. Sondern in Pulverform, als Bestandteil von Fischfutter für Aquakulturen. Und als Ausgangsstoff für Nahrungsergänzungsmittel.

Das wird nun zum Problem, warnt die niederländische NGO Changing Markets Foundation. Denn Krill ist ein entscheidendes Glied in der Nahrungskette der Ozeane. Wale brauchen ihn zum Überleben ebenso wie Seehunde, Pinguine, Tintenfische und größere Fische. Aber nicht nur das: Krill ist auch im globalen Kohlenstoff-Haushalt ein bedeutender Player. Die Tiere entziehen der Atmosphäre Kohlenstoff, indem sie Algen fressen und der Kot zum Meeresboden sinkt. Forschende haben errechnet, dass der Krill in allen Ozeanen so viel CO2 bindet, wie 35 Millionen Autos in einem Jahr emittieren.

In ihrer aktuellen Studie warnt die NGO: Die Vorkommen im Südpolarmeer seien ohnehin schon unter Druck, weil der Klimawandel den Kaltwasser-Tieren zusetzt. Zudem werde Krill auch noch überfischt. Mit negativen Folgen für das empfindliche Ökosystem der Antarktis – und für das Klima.

Krill-Produkte bei Aldi Nord, Edeka, Kaufland und Lidl

Die Expert*innen der NGO kritisieren, dass die internationalen Fangkapazitäten – zwei Drittel der weltweiten Fangmengen entfallen auf das norwegische Unternehmen Aker Biomarine – stetig ausgebaut werden. Die zurzeit maximal zulässige Fangmenge von 620.000 Tonnen könnte in dem besonders sensiblen Gebiet um die Antarktische Halbinsel schon bald überschritten werden.

Ein Grund: Der Handel mit Nahrungsergänzungsmitteln und Fisch aus Aquakulturen boomt. Die Marktanalyse der Changing Markets Foundation zeigt, dass 10 von 21 untersuchten Handelsketten in Europa Produkte mit Krill-Öl anbieten. Mit Krill gemästeter Zuchtlachs wird europaweit in 16 führenden Supermärkten verkauft – darunter Aldi Nord, Edeka, Kaufland und Lidl.

Die NGO fordert nun ein Moratorium für die Krill-Fischerei in der Antarktis – und rät Verbraucher*innen, auf Nahrungsergänzungsmittel aus Krill zu verzichten und Supermärkte aufzufordern, die Verwendung von Krill in der Aquakultur zu stoppen.

Doch auf Krill-Produkte zu verzichten, könnte sich in vielen Fällen als schwierig erweisen. Das Problem ist die fehlende Transparenz, wie die Deutsche Umwelthilfe (DUH), Mitherausgeberin des Reports, bemängelt.

"Die Krill-Fischerei raubt der marinen Artenvielfalt die Nahrungsgrundlage und verschleiert ihre gravierenden Umweltauswirkungen durch Tricksereien so, dass sie bei Nahrungsergänzungsmitteln und Lachsprodukten im Supermarktregal für Verbraucherinnen und Verbraucher nicht mehr zu erkennen sind", beklagt Sabrina Schulz, Stellvertretende Leiterin Naturschutz von der Deutschen Umwelthilfe.

Deutschland müsse sich weiter für wirksame internationale Abkommen zum Schutz der Antarktis einsetzen – und endlich die Transparenz zu Umweltauswirkungen entlang der Lieferkette auch für Fischereiprodukte verbessern.

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