Fotografie Flechten – Die geheimnisvolle Welt der Mischwesen
Die Erforschung von Flechten erfordert viel Geduld und Liebe zum Detail. Einblicke in eine verborgene Welt voller Kuriositäten
Dreiecksbeziehungen, völlig reibungslos
Früher wurde der Flechte “Versklavung“ vorgeworfen. Der Grund: Flechten sind Mischwesen, bestehend aus einem Pilz sowie einer Alge oder Cyanobakterien. Und als im 19. Jahrhundert Menschen sich tatsächlich andere Menschen zum Eigentum machte, interpretierten zeitgenössische Forschung die Beziehung der Flechten-Organismen auch in diesem Sinn: Die Pilze machten sich die Algen zu Sklaven, klare Sache. Heute weiß man: Flechten sind freundliche Wesen. Sie leben in einer bestens funktionierenden Symbiose: Die Alge nährt den Pilz durch Photosynthese, der Pilz schützt die Alge vor dem Austrocknen oder vor äußeren Einflüssen, und auch Bakterien spielen in der Lebensgemeinschaft munter mit. Zu dritt sichern sie sich verschiedene Standorte und entwickeln Überlebensstrategien, die ihnen als Einzelgänger verwehrt blieben. Dabei zeigen sie einen großen Reichtum an Farben und Formen, mal korallenähnlich und bunt, mal filigran und weiß. Ihr Gemeinschaftssinn könnte inspirieren.
© Robert Lücking