Es ist ein Anblick, der vielleicht tiefer berührt als jeder andere: wenn in schwarzer Nacht Tausende feine Lichtpunkte aus unerreichbarer Ferne auf uns niederleuchten. Rote, gelbe, weiße, blaue Punkte, mal flimmernd, mal (in Horizontnähe) die Farbe wechselnd. Punkte, die Haufen bilden oder zu diffusen, milchigen Flecken verschmelzen. Und inmitten des funkelnden Firmaments: ein zart schimmerndes Band, das sich über den Himmel spannt, von dunklen Bereichen durchzogen – die Milchstraße.
Wer schon einmal erlebt hat, wie sich mit ausbreitender Dunkelheit die Zahl der sichtbaren Sterne im Viertelstundentakt verdoppelt, wer die Galaxis schließlich als leuchtenden Streifen über dem eigenen Kopf erblickt hat, der weiß um die Besonderheit dieser Naturerfahrung. Um die Ehrfurcht, die sie hervorrufen mag. Der gewaltige, unfassbare Kosmos: für einen Moment offenbart er sich.
Manche Orte sind wahre Oasen der Dunkelheit
Ein besonderer Anblick auch deshalb, weil Finsternis selten geworden ist. Spätestens seit der Industrialisierung versinken vielerorts ganze Regionen nächtens in einem Lichtermeer, erglimmen Millionen Straßenlaternen, erleuchten Scheinwerfer Kirchen, Türme, Industrieanlagen – und überstrahlen oft noch den hellsten Stern. Jedes Jahr nimmt diese Lichtflut zu. Noch vor 50 Jahren gehörte die Milchstraße für die meisten Menschen zur gewohnten Erscheinung des Abendhimmels. Heute gibt es viele, die sie noch nie mit eigenen Augen gesehen haben.
Wo es so richtig dunkel ist
Wenn es Nacht wird in Deutschland, gehen vielerorts die Lichter an. Vor allem in den Ballungszentren überstrahlen Straßenbeleuchtungen, Flutlicht, Neonreklame und Autos das Sternenlicht. Nahezu stockfinster ist es nur noch in wenigen Gegenden – immerhin acht davon sind inzwischen von der International Dark Sky Association als Sternenpark anerkannt. Dort lassen sich bei klarer Nacht bis zu 3000 Sterne mit bloßem Auge erkennen. Damit das so bleibt, verpflichten sich die angrenzenden Gemeinden, Maßnahmen gegen Lichtverschmutzung zu ergreifen. Der Sternenpark Westhavelland liegt etwa zwei Stunden westlich von Berlin, regelmäßige Beobachtungsabende stehen auf dem Programm. Der Sternenpark Eifel befindet sich 65 Kilometer südwestlich von Köln. Auch hier lassen sich Nachtwanderungen oder mehrtägige Wildnistrails buchen. Der Sternenpark Rhön, zu dem auch die Sternenstadt Fulda gehört, bietet neben Exkursionen einen Navi-Service zu den besten Aussichtspunkten. Und der Sternenpark Winklmoosalm in den Chiemgauer Alpen ist der erste seiner Art im Gebirge. Seit 2021 gehören Spiekeroog (Niedersachsen) und Pellworm (Schleswig Holstein) zu den deutschen Sterneninseln. Das Sternendorf Eiweiler im Saarland ist seit 2024 zertifiziert und Teil des Projekts "Sankt Wendeler Sternenland".
Die gute Nachricht ist: Abseits der großen Städte finden sich noch Oasen der Dunkelheit, in denen auch in Deutschland der gestirnte Himmel in vollbesetzter Pracht zu sehen ist. Einige Regionen haben diese Besonderheit gar als Potenzial erkannt und sich mit viel Einsatz dem Schutz der Nacht verschrieben. Sie dürfen sich "Dark Sky Park" nennen, ein Titel, den die International Dark Sky Agentur vergibt, eine Organisation, die weltweit gegen den Lichtsmog kämpft.

Um in den Klub der Sternenparks aufgenommen zu werden, müssen sich die Gemeinden der jeweiligen Region zum Beispiel verpflichten, ihre Beleuchtung weitgehend abzuschirmen: Das Licht soll nach unten abstrahlen, die Blau-Anteile reduziert werden. Zum Gütesiegel gehören zudem Veranstaltungen, die über die Problematik der Lichtverschmutzung informieren, astronomische Führungen, Karten, die besonders geeignete Beobachtungspunkte ausweisen.
Deutschlands Sternenparks
Inzwischen erfüllen hierzulande acht "Dark Sky Places" die Kriterien: Sie liegen im Westhavelland, im Saarland, in der Eifel, der Rhön, den Chiemgauer Alpen sowie in Nord- und Ostfriesland. Und so verwundert es nicht, dass man in einer Liste der besten Orte für Sternenspäher neben der Karoo-Wüste in Südafrika oder dem Manua Kea auf Hawaii auch Orte wie Gülpe in Brandenburg wiederfindet, einen der dunkelsten Flecken Deutschlands, etwa zwei Stunden westlich von Berlin gelegen. Dort lassen sich in klarer Nacht an die 3000 Sterne mit bloßem Auge erblicken. Sternschnuppen schießen über eine pechschwarze Kuppel. Und die Milchstraße wölbt sich eindrucksvoll von Horizont zu Horizont.
Acht besondere Unterkünfte in Deutschland für Sternengucker

Acht besondere Unterkünfte in Deutschland für Sternengucker
Auch die Inseln Spiekeroog und Pellworm zählen zu den dunkelsten Orten Deutschlands, weshalb sie auch als Sterneninseln betitelt werden. Sternenbeobachtung von den vielen Aussichtspunkten – teils in den Dünen, mit Blick aufs Meer – und nächtliche Strandspaziergänge sind hier spektakulär schön. Im Nationalpark Eifel können Sternengucker auf eigene Faust zu den extra eingerichteten Sternbeobachtungspunkten, den so genannten "SternenBlicken", wandern und von dort das nächtliche Sternschnuppenschauspiel bewundern. Das Schutzgebiet ist als Internationaler Sternenpark von der International Dark Sky Association anerkannt.
Es ist wie eine fantastische Reise in die Finsternis
Vor allem in den Nächten vor dem Neumond, wenn kein lunares Streulicht das Firmament erhellt, versammeln sich die Schaulustigen, deuten Sternformationen und nächtliche Vogelschreie, bestaunen den Andromedanebel – unsere Nachbargalaxie, deren Licht 2,5 Millionen Jahre unterwegs ist, bevor es auf die Erde trifft. Oder sie richten ihr Fernrohr – je nach Jahreszeit – auf das Ringsystem des Saturns oder die Monde des Jupiters oder aber auf die Perseidenschauer, die von Mitte Juli bis Ende August über Deutschland zu sehen sind.
Auch dank der Dark Sky Parks wächst die Gemeinde der Nachtschwärmer und Astrofans stetig. Und mit ihnen die Überzeugung, dass Dunkelheit ein schützenswertes Gut ist. Und zwar nicht nur der himmlischen Ausblicke wegen, sondern auch zum Wohle der irdischen Natur.
Unzählige Insekten verglühen jedes Jahr in Lampen oder schwirren so lang um Laternen, bis sie aus Erschöpfung sterben, Zugvögel lassen sich vom Lichtsmog verwirren und kommen von ihren Routen ab, Fledermäuse flüchten. Nicht so in jenen Gebieten, in denen hierzulande die Sterne funkeln. Ein Grund mehr, sich auf eine Reise in die Finsternis zu begeben.