Seltenes Himmelsphänomen Fotograf fängt "Rote Kobolde" über der Burg Beynac mit der Kamera ein

Rote Kobolde am Nachthimmel über Burg Beynac
Ein Feuerwerk über historischer Kulisse? Könnte man meinen. Tatsächlich aber ist hier ein seltenes Himmelsphänomen zu sehen
© NASA’s Spritacular project participant Nicolas Escurat
Dem Astrofotografen Nicolas Escurat ist eine besondere Aufnahme gelungen: Er fotografierte gleich mehrere "Rote Kobolde" über der mittelalterlichen Burg Beynac in Südfrankreich

Das Château de Beynac, eine mittelalterliche Höhenburg aus dem 12. Jahrhundert, zählt zu den meistfotografierten Bauwerken in der südfranzösischen Gemeinde Beynac-et-Cazenac. Anfang Dezember 2025 gelang dem Franzosen Nicolas Escurat dort am späten Abend eine besondere Aufnahme: Er fing mehrere "Rote Kobolde" ("Red Sprites") ein, die über der Burg Beynac wie ein rotes Feuerwerk am Nachthimmel zu tanzen scheinen. Ein Glücksfall: Rote Kobolde sind äußerst selten, vom Boden aus kaum zu sehen und sehr schwierig zu fotografieren.

Rote Kobolde zählen zu den transienten Leuchtereignissen. Unter diesem Begriff fasst der Deutsche Wetterdienst (DWD) verschiedene elektrische Erscheinungen in den oberen Schichten der Atmosphäre zusammen. Rote Kobolde sind großskalige elektrische Entladungen, die in der oberen Atmosphäre auftreten, in etwa 50 bis 90 Kilometer Höhe. Die Lichtblitze dauern nur wenige Millisekunden und sind mit bloßem Auge kaum zu erkennen. Sie entstehen über kräftigen Gewittern und werden häufig in rötlichen bis violetten Farben sichtbar, deren Strukturen an Quallen erinnern.

Aufnahmen von roten Kobolden gelingen selbst Gewitterjägern nur selten – bis heute haben weltweit nur wenige Fotografinnen und Fotografen das Phänomen in hoher Detailtreue festgehalten. 

NASA-Projekt "Spritacular"

Der französische Astrotograf ist Teilnehmer des "Citizen Science"-Projekts "Spritacular" der NASA. Das 2022 ins Leben gerufene Fotoprojekt sammelt mithilfe von Freiwilligen Fotos von atmosphärischen elektrischen Phänomenen, die Interessierte von der Erde aus beisteuern. Die Bilder sollen den Forscherinnen und Forschern der NASA dabei helfen, die Entstehung und Eigenschaften seltener Lichtphänomene wie "Rote Kobolde" besser zu verstehen. Bislang haben sich 919 Freiwillige aus 22 Ländern an dem Projekt beteiligt und mehr als 400 Fotografien auf der Projektwebseite hochgeladen.

Rote Kobolde wurden erstmals im Jahr 1989 fotografisch dokumentiert. Noch immer versuchen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auf der ganzen Welt, die Leuchterscheinungen in all ihren Facetten zu verstehen. Erst im Juli 2025 gelang der NASA-Astronautin Nichole Ayers von der ISS aus die Aufnahme eines Red Sprites über Mexiko in beeindruckender Präzision. Im Oktober 2025 schaffte es ein Astrofotografen-Trio, über Neuseelands Südinsel, zwei seltene "Rote Kobolde" festzuhalten – mit der Milchstraße und der Aurora Australis. Eine einmalige Konstellation. Beide Aufnahmen gingen viral.

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