Die Arme: voller Muskelstränge. Der Kopf: durch einen Kammhelm geschützt. In der Hand: ein rechteckiger, fein ziselierter Schild. Forschende haben einen 2000 Jahre alten Messergriff in Form eines Gladiators gefunden – und zwar weit entfernt vom alten Rom, im Fluss Tyne im Nordosten Englands. Hier schützte einst der fast 120 Kilometer lange Hadrianswall die römische Provinz Britannia vor Einfällen aus dem Norden.
Offensichtlich war der Messergriff ein Gladiatorensouvenir. Er steht für die Fankultur, die sich in der Antike um die menschlichen Kampfmaschinen entwickelt hatte – selbst im äußersten Winkel des Imperiums. "In Großbritannien findet man selten Erinnerungsstücke an Gladiatoren", sagt Dr. Frances McIntosh, Kuratorin der Organisation English Heritage, die mehr als 400 historische Monumente im Land verwaltet. "Der Griff beweist, wie weit verbreitet die Promi-Kultur um Gladiatoren war." Mehr als 200 Kampf-Arenen aus der Römerzeit zwischen England und Ägypten sind heute belegt.

"Gladiatoren hatten Sexappeal"
Der Griff aus einer Kupferlegierung stellt einen bestimmten Gladiatorentypus dar: einen secutor. Dieser ging mit einem kurzen Schwert, einer Schiene am linken Bein, Helm und einem großen, rechteckigen Schild auf seinen Gegner los. Für diese Waffengattung eigneten sich vor allem stämmige, schwere Männer.
Noch ein Detail zeigt der Griff: Dieser secutor war Linkshänder. Da die meisten Gladiatoren wohl mit rechts kämpften, vermutet McIntosh, dass der Griff einen bestimmten Mann porträtiert. Ein Name ist auf dem Gegenstand allerdings nicht eingeritzt.
Viele Gladiatoren waren Kriegsgefangene, Sklaven oder verurteilte Verbrecher handelte, und wurden entsprechend sozial geächtet. Trotzdem konnten besonders kunstfertig kämpfende Männer zu umjubelten Berühmtheiten aufsteigen. "Gladiatoren hatten Sexappeal und es gibt Fälle, in denen hochrangige römische Frauen sich in diese niederen Kämpfer verliebten, trotz des großen sozialen Unterschieds", erklärt McInstosh. Auch ihr Mut, ihre Unerschütterlichkeit im Angesicht des Todes, beeindruckte Zuschauerinnen und Zuschauer.
Von der Gladiatoren-Fankultur zeugen Keramik- und Glasbecher, Figuren, Öllampen, eingeritzte Graffiti mit den Namen der Kämpfer – und Messergriffe wie jener in England.