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Kurden in der Türkei Terror im Namen eines Volkes: Die Geschichte der PKK

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Die Kurden sind die größte ethnische Minderheit in der Türkei und werden von Ankara offen drangsaliert. Ab den 1980er Jahren kämpft die PKK dagegen an. Mit massivem Terror. Jetzt verkündet sie ihre Auflösung
Junge, bewaffnete Kurdinnen in traditioneller Kleidung besuchen eine Hochzeit
Junge Kurdinnen in traditioneller Kleidung besuchen eine Hochzeit (2001 im irakischen Teil des über die Türkei hinausreichenden kurdischen Siedlungsgebiets). Eine der Frauen trägt eine Kalaschnikow. Waffen sind unter der Minderheit historisch verbreitet, zur Jagd, für Fehden und im Widerstand
© Michael Yamashita / GEO Image Collection / Bridgeman Images

Der zukünftige Staatsfeind Nummer eins ist im Herbst 1975 noch Student an der Universität Ankara, eingeschrieben für Politikwissenschaften. Seit vier Jahren lebt Abdullah Öcalan in der türkischen Hauptstadt, engagiert sich wie viele junge Leute in der linken Szene: Die in den USA und Europa entstandenen Protestbewegungen der 68er, die eine gerechtere Gesellschaft, Frieden und ein Ende der Ausbeutung fordern, sind mittlerweile auch in der Türkei angekommen.

Auf den Trümmern des Osmanischen Reiches errichtet Mustafa Kemal ab 1923 die moderne Türkei – oder besser: Er erfindet sie. Mit Reformen, die alle Lebensbereiche umwälzen, schmiedet der Staatsmann, der sich später Atatürk ("Vater der Türken") nennt, die junge Republik nach dem Vorbild westlicher Nationen. Und prägt damit ein Land, das von Beginn an zerrissen ist zwischen alten Traditionen und neuen Ideen, Freiheit und Fundamentalismus, Demokratie und Despotie. Die Gegner des Republikgründers sind heute so stark wie nie. An ihrer Spitze steht der autoritär regierende Präsident Recep Tayyip Erdoğan, der offen von osmanischer Größe träumt – und die Nation vollends zu spalten droht. Die Geschichte der modernen Türkei. Jetzt überall, wo es gute Zeitschriften gibt, etwa im GEO Shop

Auf den Trümmern des Osmanischen Reiches errichtet Mustafa Kemal ab 1923 die moderne Türkei – oder besser: Er erfindet sie. Mit Reformen, die alle Lebensbereiche umwälzen, formt der später Atatürk genannte Staatsmann die junge Republik nach dem Vorbild westlicher Nationen. GEO EPOCHE über gut 100 Jahre türkischer Geschichte – überall, wo es gute Zeitschriften gibt, etwa im GEO Shop

Der groß gewachsene Mann läuft vermutlich bei den häufigen Demonstrationen mit. Vielleicht skandiert er mit einem Megafon Parolen, trägt mit anderen Demonstranten Banner durch die Straßen. An der Universität hingegen sieht man ihn zu dieser Zeit nur noch selten: Politische Prozesse lediglich zu analysieren, genügt ihm nicht mehr. Er will selbst etwas bewegen, sein Volk und die Gesellschaft verändern. Doch niemand ahnt, dass Öcalan zu einem der gefährlichsten Terroristen der Welt werden wird. 

Dabei beginnt sein Weg in den bewaffneten Kampf spätestens jetzt, im Oktober 1975. Er, der Sohn einer kurdischen Familie, hat sich einige Monate zuvor einer Studentenorganisation der türkischen Linken angeschlossen und gehofft, mit ihnen gemeinsam für Sozialismus und ein freies Kurdistan zu kämpfen. 

Doch die türkischen Kommilitonen waren an der Sache der Kurden wenig interessiert. Kaum einer von ihnen schien die große Ungerechtigkeit zu begreifen, die der kurdischen Minderheit Tag für Tag widerfährt. Viele Millionen Menschen in der Türkei gehören ihr an und müssen seit Jahrzehnten Schikanen aller Art erdulden.

Erschienen in GEO Epoche Nr. 132 (2025)