Sie hören die Schreie, mit denen die Krieger um Einlass betteln, ihr Klopfen und Kratzen. Doch die Bürger von Visby halten das massive Fallgitter am Südtor an diesem 27. Juli 1361 fest verschlossen. Einige der Bewohner stehen auf den Wächtergängen der gewaltigen Mauer, die die Stadt auf einer Länge von fast dreieinhalb Kilometern umschließt, spähen durch die Schützenspalten des Bollwerks nach draußen, auf die etwa 2000 verbliebenen Kämpfer der Volksmiliz von Gotland, die sie an diesem Sommertag ihrem Schicksal überlassen.
Mittelalter Das Massaker von Visby
Gotland steigt im Mittelalter zur bedeutenden Handelsdrehscheibe Nordeuropas auf. Doch der Reichtum weckt auch Begehren. Um die Hansestadt Visby entflammt ein blutiger Krieg

Die Bürger der wohlhabenden Handelsstadt Visby besänftigen den dänischen Eroberer Waldemar IV. (hier auf dem Thron) durch reiche Gaben. Viele andere Inselbewohner aber werden getötet
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