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Argentinien In der Stadt der Unsichtbaren: Das Leid der Straßenkinder von Buenos Aires

  • von Maja Schirrle
Die Wirtschaftskrise in Argentinien machte Gustavo Reinoso zum Künstler. Er zeichnet Menschen wie den Straßenjungen Benjamin La Paz – ein Kind, das sonst niemand sehen will
Buenos Aires
Die Kriminalität unter Kindern und Jugendlichen in Buenos Aires steigt. Kinder, die auf der Straße betteln, haben häufig nicht einmal lesen gelernt – manche von ihnen schlafen ab und zu auf der Straße 
© JUAN MABROMATA / AFP / Getty Images

Für seine Arbeit muss er rennen. Er hat nur achtundvierzig Sekunden. So lange bleibt die Ampel auf Rot, so lange kann er Schilder an die Scheibenwischer der stehenden Autos klemmen. Schweiß tropft ihm von Stirn und Oberlippe, perlt unter seinen Augen. Sein Name ist Benjamin La Paz. Er ist ein Junge mit dunklen Augen und schwarzem Haar, klein und zierlich mit Stupsnase und Spitzbubenlächeln. Er arbeitet auf der breitesten Allee der Welt, der Avenida 9 de Julio in Buenos Aires. 

In einer Ampelphase schafft er sechs Autos, deshalb hat er sechs Schilder unterm Arm. Darauf steht: "Entschul­digen Sie die Unannehmlichkeiten. Mit Ihrer Hilfe versuche ich, einen Teller Essen nach Hause zu bringen." 

Erscheint in GEO 08/2025