Körperliche und seelische Gewalt finden häufig im nahen sozialen Raum statt: zu Hause, wo es keine Zeugen gibt. Schnell steht dann Aussage gegen Aussage. Zum Schutz von Betroffenen häuslicher Gewalt können Gerichte Kontaktverbote erteilen. Was aber, wenn die Täter sie nicht einhalten?
In England könnte in solchen Fällen zukünftig "Smart Water" bei der Beweisführung helfen: ein forensisches Spray, das nur unter UV-Licht sichtbar ist und mit dem Täter markiert werden können. Die britische Polizei hat ein Pilotprojekt gestartet, bei dem 200 Frauen, die bereits Opfer häuslicher Gewalt wurden, ein Paket mit der Flüssigkeit erhielten.
Kürzlich feierte das Projekt den ersten Ermittlungserfolg: Ein Mann aus Wakefield hielt sich nicht an das für ihn geltende Kontaktverbot und versuchte, in das Haus seiner Ex-Partnerin einzudringen. Diese besprühte ihn aus dem Fenster mit Smart Water. Die Polizei konnte auf seiner Kleidung die Partikel des Sprays nachweisen. Er wurde zu 24 Wochen Haft verurteilt und erhielt ein weiteres zweijähriges Kontaktverbot.
Jede Smart-Water-Flasche enthält eine einzigartige Substanz
Das Besondere an der Substanz: Die Partikel bleiben bis zu sechs Wochen auf der Haut und noch länger auf Kleidung haften. Außerdem können sie eindeutig zugeordnet werden. Jede Flasche enthält eine andere Zusammensetzung, und jede Charge ist einzigartig. So können die Ermittler den Kontakt zwischen Täter und Opfer eindeutig nachweisen.
"Wenn wir jemanden forensisch markieren, können wir ihn zu einem bestimmten Ort zurückverfolgen. Dann wissen wir, wer der Täter ist", sagte Kriminalkommissar Lee Berry, der das Projekt initiierte, der BBC.
Die Technik selbst ist nicht neu: Ein ehemaliger Polizist entwickelte sie bereits in den 1990er-Jahren. Nur kam sie bisher vor allem zum Schutz von Immobilien oder Wertsachen zum Einsatz. So konnten Polizisten gestohlene und beschlagnahmte Güter den ursprünglichen Besitzern zuordnen – oder Einbrecher überführen, die von Sprinkleranlagen mit Smart Water markiert wurden.