Geduld ist eine eher rare Tugend. Die meisten von uns möchten gern zügig ans Ziel gelangen. Nicht verwunderlich, dass viele, die sich zu dick fühlen, genau davon träumen: dass die Pfunde so rasch wie möglich purzeln. Und genau in dem Punkt stechen – unter der schier unüberschaubar großen Zahl an Diätprogrammen – jene heraus, die auf einen radikalen Verzicht auf Kalorien bauen.
Darunter fallen unter anderem Null-Diäten und auch Formula-Diäten. Gemein haben diese Abnehmprogramme, dass zu den sogenannten "Niedrigkalorischen Diäten" zählen. Dabei kommen feste Speisen in der Regel nicht auf den Tisch, tage- oder wochenlang. Wer sich dazu entscheidet, reduziert die Aufnahme energiehaltiger Lebensmittel komplett oder zumindest drastisch.
Manche können sich eine derartige Askese nicht vorstellen, für andere dagegen stellt gerade das Rigide der Methoden eine Erleichterung dar: Man muss sich nicht mit komplizierten Ernährungsplänen herumschlagen – und wer nichts oder kaum etwas Nahrhaftes zu sich nimmt, muss sich obendrein nicht ständig bei den Mahlzeiten zügeln. Schließlich kommt der Appetit oft erst richtig beim Essen.
Nichtsdestotrotz sollte jeder und jede wissen, auf was er oder sie sich einlässt. Was im Körper geschieht, wenn (teils auf einen Schlag) die Kalorien ausbleiben. Ob es gesundheitliche Risiken gibt. Und auch, was nach einer solchen Diät geschehen kann.
Eine Null-Diät führt schnell zum Erfolg, doch der gründet zunächst auf: Wasserverlust
Wie der Name schon vermuten lässt, muss der Körper bei einer Null-Diät eine Zeitlang ganz ohne Kalorien auskommen. Stattdessen stehen Wasser oder ungesüßte Tees auf dem Tisch. Zuweilen auch mit Zitronensaft vermischtes Wasser, was angeblich zu einer erhöhten Fettverbrennung führen soll (dafür gibt es keinen validen Beleg). Je nach Programm sollen Vitamine und Mineralstoffe über Nahrungsergänzungsmittel supplementiert werden.
Fest steht: Wer sich zu einer Null-Diät entschließt, wird schnell Erfolge auf der Waage verzeichnen. Doch Mediziner und Ökotrophologinnen warnen ausdrücklich vor einer so rabiaten Entsagung. Dass der Körper anfänglich so schnell Gewicht verliert, liegt zum einen daran, dass er Flüssigkeit ausscheidet. Rund drei Viertel gehen auf diesen Wasserverlust zurück.
Dabei gibt der Organismus auch wichtige Mineralstoffe wie Kalium ab, was im Zweifel nicht ungefährlich ist. Bei Menschen mit Herzschwächen können infolgedessen Herzrhythmusstörungen auftreten. Außerdem bilden sich bei einer länger andauernden Hungerkur – durch Veränderungen im Stoffwechsel – leichter Nieren- und Gallensteine. Keine Frage: Eine Null-Diät stellt für den Körper eine enorme Belastung dar.
Schließlich kommen, und das sollte man wissen, weitere Komplikationen hinzu. Bereits kurze Zeit nach einem völligen Nahrungsverzicht stellt sich unser Metabolismus um: auf den "Hungermodus". Zwar zehrt der Organismus dann von den Fettreserven (was ja das Ziel einer solchen Prozedur ist). Doch ebenso geht er an die Muskulatur: Zum einen schlummern hier weitere Energiereserven, zum anderen verbrauchen Muskeln selbst viel Energie und die gilt es – aus Sicht des Körpers: in Zeiten des Hungers – zu sparen.
Nicht selten klagen Betroffene über Kopfschmerzen, Müdigkeit und Nervosität
Oft fühlen sich Betroffene schlapp und antriebslos, manche werden unruhig, ihnen wird schwindelig oder sie leiden an Kopfschmerzen. Eine weitere Folge des Muskelabbaus: Der Grundumsatz fällt. Nach ein paar Wochen und vielen Kilos weniger kann es durchaus sein, dass man bis zu 500 Kilokalorien weniger am Tag braucht. Genau das wiederum führt – wie bei so vielen anderen Diäten auch – nach Beendigung des Abnehmprogramms oftmals zum berühmt-berüchtigten Jojo-Effekt. Isst man wieder einigermaßen normal, nimmt der Körper (der ja nun deutlich weniger Energie braucht) rasch an Masse zu. Und nach wenigen Wochen stellen Betroffene nicht selten mit Schrecken fest, dass die Waage gar mehr anzeigt als vor der Diät.
Die Wahrscheinlichkeit des Jojo-Effekts steigt naturgemäß mit der Masse an Muskeln, die der Körper während einer Abnehmphase einbüßt, und mithin damit, wie stark der tägliche Kalorienbedarf sinkt. Gerade bei "Hungerkuren" wie Null-Diäten ist das Risiko groß, dass die Kraftpakete und damit die Umsatzraten schwinden. Um dem entgegenzuwirken, hilft es, dem Organismus zumindest genügend Eiweiß zu liefern.
Eine solche Proteinzufuhr wiederum beinhalten Formula-Diäten. Die Pulverdrinks spenden am Tag zwischen 800 und 1200 Kilokalorien und decken den Grundbedarf an Nährstoffen. Aus ärztlicher Sicht kommen diese Formula-Programme – als initialer Teil eines längerfristigen Programms – für Personen mit Adipositas infrage (mit einem BMI über 30). Dabei sollte ein solches Vorhaben jedoch stets Part eines umfassenderen Ernährungsprogrammes sein und unter ärztlicher Aufsicht stattfinden. So gilt es etwa, während der Therapie für mehr Bewegung zu sorgen, moderaten Sport zu treiben. Um so den Verlust fettfreier Körpermasse zu begrenzen. Länger als zwölf Wochen, so die Empfehlung, sollte eine reine Formula-Diät nicht dauern.
Was ist das Fazit: Null-Diät oder Formula?
Generell gilt: Von einer Null-Diät raten Ernährungswissenschaftler ab. Und auch ein Programm mit Formula-Drinks sollte nur in Absprache mit oder in Begleitung von Spezialisten erfolgen. Zudem gilt: Wer dauerhaft etwas für sich und seinen Körper tun möchte, sollte die Abnehmphase bloß als Zwischenschritt sehen. Als Teilstrecke zu einer langfristigen und nachhaltigen Ernährungsumstellung, ja Lebensumstellung.
Denn damit der Speck nicht wieder auf die Hüften kommt, ist dringend angeraten, sich mehr Wissen über gesunde Nahrungsmittel und vollwärtige Ernährung anzueignen, umzusatteln zum Beispiel auf gesunde Mischkost. Essen natürlich genießen, aber in Maßen und nicht in Massen. Und: mehr Bewegung in den Alltag zu integrieren. Sport und Ernährung gehen Hand in Hand. Und können verlässlich für ein gesundes Körpergefühl und Wohlbefinden sorgen.