Inhaltsverzeichnis
- Wie merke ich, ob der Partner ein Narzisst ist? Eigentlich ganz einfach
- Welcher Partner passt zu einem Narzissten?
- Wie verhält sich ein Narzisst in einer Beziehung? Die drei Phasen
- Beliebte Methoden des Narzissten: Silent Treatment und Gaslighting
- Trennung von einem Narzissten: So beenden Partner die Beziehung
Partner von Narzissten merken häufig erst nach Monaten, dass etwas in der Beziehung nicht stimmt. Denn ein Narzisst manipuliert den Partner so geschickt, dass diesem zunächst nicht bewusst wird, was für ein perfides Spiel mit ihm gespielt wird.
Narzissten sind nicht nur Meister der Manipulation. Sie nutzen auch andere psychologische Tricks, um ihre Partner emotional zu schwächen und sie abhängig von ihnen zu machen. Wie etwa durch Silent Treatment – das bestrafende Schweigen, eine Form der passiv-aggressiven Kommunikation.
Dies erklärt, warum immer wieder intelligente und attraktive Menschen eine Partnerschaft mit einem Narzissten eingehen – weil sie zunächst nicht merken, mit wem sie es zu tun haben.
Wie merke ich, ob der Partner ein Narzisst ist? Eigentlich ganz einfach
Wir haben alle narzisstische Anteile in uns. Diese sind positiv und stärken unser Selbstbewusstsein. Eine narzisstischen Persönlichkeitsstörung haben nur 0,4 Prozent der Bevölkerung, Warum der Begriff Narzisst heute viel zu häufig gebraucht wird, und wie man einen wirklichen Narzissten erkennt, haben wir in diesem Artikel erklärt:
Doch wie erkennt man, ob der eigene Partner ein Narzisst ist? Die überraschende Antwort: Eigentlich ganz einfach – wenn man ehrlich auf die eigene Beziehung blickt. Denn die Beziehung von Narzissten läuft mehr oder weniger jedes Mal nach dem gleichen Schema ab: Es werden immer die gleichen Methoden genutzt und Phasen durchlaufen.
Sie wollen einen Test machen? Für die narzisstische Persönlichkeitsstörung gibt es verschiedene Kriterien und Symptome, die in einem diagnostischen Manual für psychische Krankheiten (DSM-5) aufgelistet sind. Um sicherzugehen, können Sie diesen Test stellvertretend für ihren Partner machen. Wenn dieser fünf von diesen Kriterien erfüllt, ist er mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Narzisst.
Hier erfahren Sie, welche Methoden der emotionalen Gewalt ein Narzisst in der Beziehung nutzt, um den Partner in eine emotionale Abhängigkeit zu treiben. Und warum es diesem so schwer fällt, die Beziehung zu einem Narzissten zu beenden.
Welcher Partner passt zu einem Narzissten?
Grundsätzlich kann jeder Mensch auf einen Narzissten hereinfallen. Der Unterschied besteht darin, dass jemand mit einem gesunden Selbstwert sich sofort trennt, wenn er bemerkt, dass der Narzisst ihn schlecht behandelt. Das lassen sich nur Menschen mit einem geringen Selbstbewusstsein bieten – und häufig sind dies selber Narzissten. Alle Menschen mit einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung haben einen Selbstwertmangel.
Laut der Psychotherapeutin Dr. Bärbel Wardetzki gibt es offene und verdeckte Narzissten.
"Offene Narzissten" sind häufig Männer. Sie verdrängen ihre Minderwertigkeitskomplexe und stellen ihre beruflichen und privaten Erfolge heraus, um sich aufzuwerten. Sie versuchen, den schwachen Selbstwert mit Größenphantasien zu kompensieren und sind auf äußere Bestätigung angewiesen, um sich wertvoll zu fühlen. Im Job – oder eben in der Beziehung. Ihre Ziele: Erfolg, Macht und Schönheit. Der Glaube: Sie sind einzigartig und etwas Besonderes.
Eine Führungsposition eignet sich etwa perfekt, um bei Freunden damit anzugeben. Das talentierte Kind wird vermutlich einmal Fußballprofi. Und die hübsche Frau ist unkompliziert und macht, was der Narzisst will. Eine Kränkung des Selbstwerts will ein Narzisst unbedingt verhindern. Das perfekte Bild von sich selbst darf auf keinen Fall zerstört werden.
Narzissten suchen sich häufig sogenannte Komplementärnarzissten für eine Beziehung. Diese sind häufig Frauen und gehören zu den "verdeckten Narzissten". Sie überhöhen sich selbst nicht durch Größenwahn, sondern sind sich ihrer Minderwertigkeitskomplexe bewusst. Auch sie haben einen Mangel an Selbstwert, den sie aber nicht kompensieren. Daher sind sie eher depressiv und ängstlich. Durch den nach außen erfolgreichen und beliebten Partner ("offener Narzisst") fühlen sich Komplementärnarzissten aufgewertet, weswegen sie viel für ihren Partner tun. Ein Grund, warum sie sich eher abhängig von ihrem Partner machen und sich schwerer trennen können.
Doch natürlich soll der Komplementärnarzisst auch dem Narzissten "nutzen", denn auch dieser möchte sich mit dem Partner aufwerten. Mit einem gut aussehenden Partner kann sich der Narzisst beispielsweise schmücken.
Sowohl dem Narzissten als auch dem Komplementärnarzissten fällt es schwer, ihr wirkliches Selbst in der Beziehung zu zeigen. Denn keiner möchte sich fallenlassen und so zeigen, wie er wirklich ist – um dann, so die Befürchtung, zurückgewiesen, verletzt oder verlassen zu werden.
Wie verhält sich ein Narzisst in einer Beziehung? Die drei Phasen
Eine Beziehung zu einem offenen Narzissten läuft meist in einem typischen Muster ab. Fast immer durchläuft die Beziehung drei Phasen.
1: Die Idealisierungsphase
Narzissten sind zu Beginn sehr einnehmend. Sie überschütten den (potentiellen) Partner oder die Partnerin mit Komplimenten, setzen ihren ganzen Charme ein und engagieren sich, um den Begehrten oder die Begehrte zu erobern. In diesem Zusammenhang wird häufig auch der Begriff "Love Bombing" verwendet: Der Narzisst macht gefühlt alles für seinen Partner, schreibt sehr nette Nachrichten, kauft Blumen und macht viele Komplimente. Das Gegenüber denkt oft, die ganz große Liebe gefunden zu haben. Schließlich präsentiert sich der Narzisst als ein Seelenverwandter. Doch der Narzisst ist nur aus Berechnung so nett, er verstellt sich. Denn er will den anderen für sich gewinnen. Außerdem soll der Partner sich später immer an diese schöne Anfangsphase zurückerinnern – damit er denkt, der Narzisst hätte auch gute Seiten – und ihn aus dieser Hoffnung heraus nicht verlässt.
2: Die De-Stabilisierungsphase
Sobald die Partnerschaft gefestigt ist, ändert sich das anfangs so traumhafte Verhalten des Narzissten. Er erwartet viel, nimmt keine Rücksicht auf die Bedürfnisse des anderen, wird beleidigend und verletzend – und das offen oder subtil. Durch sein manipulatives Verhalten will er das Selbstbewusstsein des Partners schwächen. Der Narzisst versucht den Partner mit Sätzen "Das bildest du dir nur ein" oder "Warum bist du wieder so empfindlich" zu verunsichern (siehe Abschnitt Gaslighting unten – mehr zu diesem Thema lesen Sie auch bei GEO Plus). Mal macht der Narzisst seinem Partner Komplimente und ist wieder nett, im nächsten Moment wertet er ihn ab. Demütigungen, Manipulationen und Grenzüberschreitungen häufen sich. Doch da die Hoffnung auf eine schöne Beziehung wie zu Beginn immer wieder durch kurze schöne Phasen aufrechterhalten wird, entsteht eine Abhängigkeit. Der Partner trennt sich nicht, er hat noch Hoffnung auf Besserung.
3: Die Trennungsphase(n)
In Situationen, in denen es dem Partner oder der Partnerin schließlich reicht und diese*r sich trennen möchte, setzt der Narzisst wieder seinen ganzen Charme ein. Das lässt sein "Opfer" an die guten Zeiten zu Beginn der Beziehung zurückerinnern. Der Partner bleibt. Das Spiel beginnt von neuem. Und der toxische Kreislauf einer emotionalen Abhängigkeit beginnt, aus dem sich die Partner nur sehr schwer lösen können. Vor allem, wenn sie selbst einen schwachen Selbstwert besitzen, wie der Komplementärnarzisst beziehungsweise der "verdeckte Narzisst".
Beliebte Methoden des Narzissten: Silent Treatment und Gaslighting
Ein Narzisst nutzt verschiedene Methoden in einer Beziehung. Zwei häufige angewandte sind Gaslighting und Silent Treatment.
- Gaslighting
Das US-Unternehmen Merriam-Webster, welches Wörterbücher herausgibt, hat das englische Wort "Gaslighting" zum Wort des Jahres 2022 erkoren.
In dem Wörterbuch selbst ist "Gaslighting" definiert als "psychologische Manipulation einer Person, in der Regel über einen längeren Zeitraum". Das Ziel sei, bei der anderen Person "die Gültigkeit der eigenen Gedanken, ihre Realitätswahrnehmung oder Erinnerungen in Frage zu stellen".
Wie bereits weiter oben im Artikel erläutert, nutzen Narzissten "Gaslighting" als Methode, um ihre Partner zu manipulieren und zu verunsichern. Ein Beispiel: Der Partner beschwert sich bei dem Narzissten darüber, wie er gerade mit ihm gesprochen hat? Da muss er sich verhört haben, so etwas würde der Narzisst nie sagen.
Ziel ist eine Machtausübung und die Verunsicherung der Partners. Wenn "Gaslighting" immer wieder über einen längeren Zeitpunkt geschieht, werden die "Opfer " extrem verunsichert. Im schlimmsten Fall zweifeln sie an ihrer eigenen Wahrnehmung.
- Silent Treatment
"Silent Treatment" bedeutet so viel wie Schweigebehandlung und ist eine Form der passiv-aggressiven Kommunikation.
Beim "Silent Treatment" wird der Gesprächspartner einfach ignoriert, und das über Stunden oder Tage. Der Narzisst nutzt diese Methode etwa als Rache, weil er selbst verletzt wurde. Oder, weil er seinen Partner schwächen oder verunsichern will.
Ein Beispiel: Der Partner hat etwas gesagt, was den Narzissten verletzt. Das spricht dieser aber nicht an, sondern schweigt über Stunden. Der Streit oder die Diskussion kann nicht gelöst werden. Dadurch, dass der Partner wie Luft behandelt wird, wird er vom schweigenden Narzissten mürbe gemacht – er leidet. Das ist genau das, was der Narzisst damit erreichen will. Denn er will wieder Kontrolle über die Situation und seinen Partner erlangen.
Das Ziel dieser Manipulationstechnik: Das erwünschte Verhaltem beim Partner hervorzurufen. Denn da dieser sein Leiden unbedingt beenden möchte, nimmt er am Ende sogar die Schuld an dem Streit auf sich – obwohl er nichts getan hat.
Trennung von einem Narzissten: So beenden Partner die Beziehung
Die Trennung von einem Narzissten ist für Betroffene sehr kräftezehrend. Ein Narzisst möchte auf keinen Fall verlassen werden. Denn eine Zurückweisung ist eine schwere Demütigung für einen Menschen, der von sich selbst glaubt, unfehlbar und großartig zu sein – und gleichzeitig hinter der Fassade ein geringes Selbstbewusstsein hat.
Wenn eine Trennung droht, versucht der Narzisst folglich alles, um diese zu verhindern. Schließlich will er den Partner nicht verlieren. Doch nicht, weil er diesen liebt, sondern vor allem, weil er von ihm bewundert wird. Und das braucht ein Narzisst. Er wird Besserung geloben, sogar versprechen, eine Therapie zu machen. Doch Vorsicht. Im höchstwahrscheinlichen Fall wird nach einiger Zeit alles wieder so sein, wie zuvor.
Wenn er mit seinen netten Versuchen scheitert, kann ein Narzisst auch anders. Die narzistische Wut kann brutal sein, mit Drohung, Erpressung und Stalking. Müttern wird beispielsweise gedroht, dass sie keinen Cent Unterhalt bekommen werden.
Was in so einem Fall hilft, ist die Hilfe von Expertinnen und Experten. Partner von Narzissten müssen dringend ihr Selbstbewusstsein stärken. In einer Psychotherapie lernen sie, dieses aufzubauen und sich von dem Narzissten zu lösen. Außerdem erhalten Betroffene von einem psychlogischen Psychotherapeuten Tipps, wie sie mit dem Narzissten umgehen sollten.
Was am besten hilft, ist ein kompletter Kontaktabbruch. Wenn das nicht gleich gelingt, etwa, weil man als Paar gemeinsame Kinder hat, sollte man sich rechtlichen Beistand bei Rechtsanwälten suchen.