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Interview "Sind wir gute Eltern?" – Eine Entwicklungspsychologin über falsche Ideale

Viele Ratschläge verunsichern junge Mütter und Väter, wie sie ihr Kind bestmöglich umsorgen. Lieselotte Ahnert empfiehlt Eltern, auf einen natürlichen Ratgeber zu achten: ihr Gefühl
Die Entwicklungspsychologin Prof. Dr. Lieselotte Ahnert hält nichts von Idealvorstellungen, die Eltern lediglich unter Druck setzen 
Die Entwicklungspsychologin Prof. Dr. Lieselotte Ahnert hält nichts von Idealvorstellungen, die Eltern lediglich unter Druck setzen 
© Christian Thiel / imago images

GEO: Frau Professorin Ahnert, Eltern machen sich in der Regel sehr viele Gedanken um den richtigen Umgang mit dem Kind, lesen Ratgeber, sprechen mit Freunden. Auf was kann man sich am besten verlassen?

Prof. Lieselotte Ahnert: Vor allem auf das eigene Einfühlungsvermögen, denn in den ersten sechs Monaten läuft ein quasi intuitives Elternprogramm ab – beim Vater wie bei der Mutter. Es liegt in unserem evolutionären Erbe, dass Eltern in der Regel im Kontakt mit einem Baby genau das Richtige machen: Sie halten jenen Abstand ein, von dem wir wissen, dass das Kind sie so am besten sehen kann; sie sprechen in einer Tonlage, die für das Neugeborene am angenehmsten ist; und sie übertreiben Gestik und Mimik, um sich leichter verständlich zu machen.