54 Pflichtspiele absolvierte Aitana Bonmati in der vergangenen Saison. Mit dem FC Barcelona schaffte sie es bis ins Finale der Champions League und, mit der spanischen Nationalmannschaft, in das der Europameisterschaft. Fast immer gab’s dabei auf die Socken, denn niemand dribbelt so elegant wie Bonmati. Das medizinische Wissen über Sportverletzungen jedoch bezieht sich selten auf Menschen wie sie. Bonmati ist 1,61 Meter groß, 28 Jahre alt. Vor allem aber: eine Frau.
Zwar weiß man, dass etwa Kreuzbänder von Frauen deutlich häufiger reißen als die der Männer. Dass sie anders trainieren müssen, um effizient Muskeln aufzubauen. Und dass nicht zuletzt die Phase des Menstruationszyklus mitbestimmt, wie leistungsfähig oder verletzungsanfällig eine Sportlerin ist. Die Feinheiten dieser Zusammenhänge jedoch sind in großen Teilen unerforscht. "Man hat bisher einfach Erkenntnisse aus der Erforschung der Männer auf Frauen übertragen", sagt die Expertin Christiane Wilke. Und: "Wir haben da auf jeden Fall einiges aufzuholen."
Einen Beitrag dazu leistet nun ein Forschungsteam um die Medizinerin Eva Ferrer. Es begleitete 33 Profifußballerinnen des FC Barcelona durch die Spielzeiten der Jahre 2019 bis 2023. Die Forschenden dokumentierten die Verletzungen der Spielerinnen, von kleinsten Prellungen bis hin zu Bänderrissen und Brüchen. Die Spielerinnen gaben in dieser Zeit täglich Auskunft über die Phase ihres Menstruationszyklus.
Erhöhtes Verletzungrisiko während der Periode
In ihrer nun veröffentlichten Studie setzen Ferrer und ihre Kolleg*innen beide Datensätze in Verbindung. Das Ergebnis: Zwar waren Verletzungen in den verschiedenen Zyklusphasen gleich häufig. Zogen sich die Fußballerinnen diese aber zu, während sie ihre Periode hatten, mussten sie anschließend länger pausieren. Ihre Verletzungen wogen schwerer. Besonders gravierend war der Unterschied bei Verletzungen im Gewebe, etwa bei Prellungen oder Zerrungen.
Die Ergebnisse deuteten auf ein erhöhtes Risiko für schwerere Verletzungen für Frauen während ihrer Periode hin, heißt es in der Studie. Die Gründe? Womöglich könnte der niedrige Östrogenspiegel während der Periode einen Einfluss auf die Schwere der Verletzungen haben. Ebenso die größere Erschöpfung und mit der Blutung einhergehender Eisenmangel.
Die Fälle, die Ferrer und ihre Kolleg*innen in einer einzigen Mannschaft untersuchen konnten, sind jedoch naturgemäß wenige. 80 Verletzungen registrierten die Forschenden über vier Spielzeiten, elf davon ereigneten sich, während die Spielerinnen ihre Periode hatten. Auch lassen sich im Profisport gewonnene Erkenntnisse selten direkt auf die Körper Normalsterblicher übertragen. Um die Zusammenhänge zwischen Menstruationszyklus und Verletzungsanfälligkeit also umfänglicher zu verstehen, so die Forschenden, seien weitere Studien nötig: mit präziser Hormonüberwachung und größeren Fallzahlen.