Massentierhaltung Wie lässt sich das Kükengeschlecht schon am Ei erkennen?

Zwei Küken
Die Guten ins Töpfchen, die Männchen in den Schredder? Besser wäre es, das Geschlecht des Kükens noch im Ei zu bestimmen
© slowmotiongli/Shutterstock
Anhand des Geruchs! Forschende stülpen einen Saugnapf über die Eier und analysieren das ausströmende Gasgemisch. Bereits am achten Bruttag wissen sie, ob ein Männchen oder Weibchen schlüpft

Weil sie weder Eier legen noch so viel Fleisch bringen wie Masthühner, werden männliche Küken von eierlegenden Rassen oft nach dem Schlüpfen getötet: Sie aufzuziehen wäre nicht rentabel für die globale Eierindustrie.

In Deutschland ist das Kükentöten seit dem 1. Januar 2022 offiziell verboten. Zwar war das "Schreddern", das Zerstückeln der Tiere unmittelbar nach dem Schlüpfen, bereits vor dem Stichtag kaum verbreitet. Dennoch wurden laut Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) bis zuletzt etwa 40 Millionen Küken jährlich mit Kohlenstoffdioxid erstickt.

Brütereien haben nun die Wahl: Entweder sie vermarkten die männlichen Küken als "Zweitnutzunghühner", die jedoch weniger Profit versprechen. Oder sie bestimmten das Geschlecht des Kükens noch bevor es aus dem Ei schlüpft. Um männliche von weiblichen Embryonen zu unterscheiden, werden bislang hauptsächlich zwei Methoden angewandt: Entweder wird durch die Eischale hindurch eine Probe entnommen oder das Ei wird durchleuchtet.

Beide Methoden sind aufwendig und bedeuten Extrakosten für Brütereien, die mit der neuen Gesetzgebung ohnehin unzufrieden sind: In den meisten Ländern ist das Kükentöten nach wie vor erlaubt und führe besonders auf dem EU-Binnenmarkt zu Wettbewerbsnachteilen für deutsche Unternehmen.

A six-week-old broiler rooster at a commercial chicken farm.

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Innerhalb eines Monats erreicht es das Vierzigfache seines Geburtsgewichts, es ist spottbillig, und was wir davon essen, erzählt viel über die Lage der Welt: Das hocheffiziente Turbohuhn ist zum wichtigsten Fleischlieferanten der Menschen geworden. Ist das irre? Oder notwendig?

Nun haben die Universität von Kalifornien und das Start-up SensIT Ventures ein neues Verfahren zur Früherkennung entwickelt: Ein Saugnapf wird zwei Sekunden lang an der Eierschale befestigt und sammelt organische Stoffe, die aus dem Innern nach außen dringen. Diese werden per Gaschromatografie und Massenspektrometrie analysiert: Anhand der Zusammensetzung des Gasgemischs lässt sich zu 80 Prozent das Geschlecht des Kükens ablesen, und zwar bereits am achten Bruttag.

Bis vor Kurzem galt Tag sieben als der Zeitpunkt, zu dem Hühnerembryonen erstmals Schmerzen empfinden können. Eine jüngst veröffentlichte, vom BMEL in Auftrag gegebene Studie kommt jedoch zu einem anderen Schluss: Bis zum zwölften Bebrütungstag sei davon auszugehen, dass Hühnerembryonen keine Schmerzen empfinden können.

Für die Anwendung in der Massentierhaltung ist die Methode aus Kalifornien noch zu aufwendig und teuer. Eigenen Angaben zufolge arbeitet SensIT Ventures deshalb an der Entwicklung neuer Chips, mit denen sich die Gasproben schnell und günstig analysieren lassen.

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Ulf Schönert / mth