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Empathieforschung Tierisch hilfsbereit: Schweine befreien ihre Artgenossen

Es ist bekannt, dass Schweine hilfsbereite Tiere sind. Die Motivation dahinter ist aber noch nicht ganz geklärt
Es ist bekannt, dass Schweine hilfsbereite Tiere sind. Die Motivation dahinter ist aber noch nicht ganz geklärt
© borevina / Adobe Stock
Wieder einmal zeigen Forschende, dass sich Schweine gegenüber Artgenossen hilfsbereit verhalten. Dennoch bleiben Rätsel: Warum tun die Tiere das?

Schweine haben sich erneut als hilfsbereite Tiere erwiesen. Bei Versuchen am Forschungsinstitut für Nutztierbiologie (FBN) befreiten sie in den meisten Fällen Artgenossen, die zuvor von ihrer Gruppe getrennt worden waren. Dazu mussten die helfenden Tiere mit ihren Schnauzen kleine Türen öffnen.

"Mich überrascht es nicht, dass sich Schweine gegenseitig helfen", sagte Liza R. Moscovice vom FBN. Es sei bekannt, dass sie empfänglich für die Gefühle ihrer Artgenossen sind und eine starke soziale Wahrnehmung haben. Die eigentlich spannende Frage sei die nach der Motivation hinter den Hilfsaktionen.

Lauten Artgenossen wird schneller geholfen

Bei einem Experiment des Forschungsinstituts für Nutztierbiologie (FBN) befreien Schweine ihre Artgenossen durch das Öffnen von
Bei einem Experiment des Forschungsinstituts für Nutztierbiologie halfen Schweine ihren Artgenossen: Sie öffneten die Türen verschlossener Boxen
© Frank Hormann/FBN/dpa

Dieser Frage geht unter anderem das Projekt "Lass mich raus!" nach, an dem auch Veterinärmediziner der Universität Wien mitarbeiten. In den Proceedings B der britischen Royal Society hat das Team nun erste Ergebnisse veröffentlicht.

Die Forschenden teilten mehr als 70 Schweine in Gruppen von 8 bis 10 Tieren ein. Bei mehreren Testläufen wurde jeweils ein Tier von seiner Gruppe getrennt. Der Rest der Gruppe blieb im gewohnten Stall, an den jedoch zwei Boxen angeschlossen wurden. Diese waren jeweils durch ein Fenster und eine Tür – nur zu öffnen von der Stallseite – mit dem Stall verbunden. In eine der beiden Boxen setzten die Forscher das abgesonderte Tier.

Die Schweine öffneten die Tür, hinter der sich der Artgenosse befand, weitaus häufiger. Wenn ein Schwein besonders lange in Richtung des eingesperrten Tieres schaute, stieg außerdem die Wahrscheinlichkeit, dass es die Tür tatsächlich öffnet. Auch wurde eingesperrten Schweinen, die besonders deutlich ihren Unmut bekundeten, schneller geholfen worden als anderen.

Empathie oder egoistischere Beweggründe?

Im Verlgiech zu früheren Arbeiten habe die aktuelle Studie in einer für die Tiere gewohnten Atmosphäre stattgefunden, sagt Forscherin Moscovice. Außerdem hätten die Schweine viele Optionen für andere Verhaltensweisen gehabt.

Gegen Empathie als Motivation spreche, dass sich das erhöhte Stresslevel der eingesperrten Tiere anscheinend nicht auf die helfenden Tiere übertragen hat. Das legen Messungen des Stresshormons Cortisol bei den Tieren nahe. Bislang könnten auch andere, egoistischere Beweggründe nicht ausgeschlossen werden, etwa die Reaktion auf bestimmte Reize.

Moscovice hält es für wichtig, das Bewusstsein für das Sozialverhalten und die kognitiven Fähigkeiten von Nutztieren zu stärken. Dies würde oftmals unterschätzt. "Diese Forschung unterstreicht, dass Schweine in ihrem sozialen Gefüge bleiben wollen. Und es ist stressig für sie, getrennt zu werden."

dpa

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