Verhütung Gibt es bald die Pille für den Mann?

  • von Ulf Schönert
Spermium und Eizelle im Moment der Verschmelzung
Spermium und Eizelle im Moment der Verschmelzung
© Ugurhan Betin / Getty Images / iStockphoto
Forschende haben einen Wirkstoff getestet, der die Beweglichkeit von Spermien beeinflusst: Bei Mäusen sorgte TDI-11861 zuverlässig für Unfruchtbarkeit – das nährt die Hoffnung auf eine ideale Pille für den Mann

Schon seit der Erfindung der Anti-Baby-Pille für die Frau, seit den 1960er-Jahren also, gibt es den Ruf nach einem ähnlichen Präparat für den Mann. Das wäre nicht nur wegen der Geschlechtergerechtigkeit wünschenswert, sondern auch, weil viele Frauen die Pille samt ihrer Nebenwirkungen nicht vertragen. Ein marktreifes Ergebnis liegt allerdings trotz vieler Anstrengungen nicht vor – was sich nun aber ändern könnte.

Forschende aus den USA, unter Beteiligung der Universität Bayreuth, haben eine Studie rund um einen Wirkstoff namens TDI-11861 vorgelegt. Dieser hemmt das Enzym Adenylylcyclase, das für die Beweglichkeit der Spermien verantwortlich ist. Im Tierversuch erzeugte der Wirkstoff eine zuverlässige Unfruchtbarkeit, während das Paarungsverhalten der Testmäuse ansonsten normal blieb.

Bis zur Marktreife der Pille für den Mann dürfte es noch Jahre dauern

Das nährt die Hoffnung auf die ideale Pille für den Mann: Sie müsste lediglich vor dem Sex eingenommen werden und würde Libido und Potenz ebenso unberührt lassen wie die Zeugungsfähigkeit, die Stunden danach wiederhergestellt wäre. Bis zur Marktreife dürfte es allerdings noch Jahre dauern – so wie seinerzeit bei der Erfindung der Pille für die Frau.

Bislang gibt es für Männer lediglich zwei Verhütungsmethoden: Die richtige Nutzung von Kondomen und die Vasektomie (Durchtrennung des Samenleiters). Beides sind keine medikamentösen, sondern technische Verfahren: Sie schneiden den Samenzellen den Weg zum Ziel ab.

Auch eine chemische Verhütung ist möglich, das zeigen Versuche mit Testosteron und Gestagenen: Männer, die diese Hormone regelmäßig gespritzt bekommen, werden vorübergehend unfruchtbar. Weil diese Methode jedoch Nebenwirkungen (Akne und Stimmungsschwankungen) zeigt, wurde daraus nie ein Medikament.

Ebenfalls möglich ist es, das männliche Immunsystem gegen die eigenen Spermien aufzubringen. Das geht zum Beispiel über das Protein Eppin – zumindest im Versuch mit Rhesusaffen. Dabei wurden manche Tiere allerdings dauerhaft unfruchtbar. Keine Alternative also für Menschen.

Einen anderen Weg geht die Washington University School of Medicine in St. Louis: Dort wurde ein Molekül identifiziert, das die Verschmelzung von Sperma- und Eizelle verhindert. Diese Verschmelzung geschieht nur, wenn sich die Spannung an der Oberfläche des Spermiums ändert. Dazu muss ein Ionenkanal aktiv werden, der im richtigen Moment Kaliumionen aus der Zelle schleust. Dieser Kanal (SLO3) wurde nun identifiziert, das Molekül VU0546110 legt ihn lahm.

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