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Brutschmarotzer Nur eines dieser Eier ist ein Kuckucksei. Welches?

Zwei der Eier stammen von einem Trauerdrongo-Weibchen, eines vom Kuckuck
Zwei der Eier stammen von einem Trauerdrongo-Weibchen, eines vom Kuckuck
© Jess Lund
Afrikakuckucke schmuggeln perfekte Fälschungen in fremde Nester. Der Trauerdrongo jedoch lässt sich nicht täuschen: Stimmt das Fleckenmuster nicht haargenau, wirft er fremde Eier hinaus

Für das menschliche Auge sind die Eier identisch. Sie sind gleich groß und haben dieselbe ovale Form. Ihre Schale trägt meist eine ockerfarbene Grundierung und auch die dunkelbraunen Flecken scheinen zufällig, doch ähnlich gleichmäßig verteilt.

Eines der Eier gehört dennoch nicht in das Nest des Trauerdrongos (Dicrurus adsimilis), dieses etwa ellengroßen, schwarz gefiederten Vogels aus Afrika. Hineingeschmuggelt hat es der Afrikakuckuck (Cuculus gularis), der den Anstrengungen des Elternseins entfliehen möchte. Statt eigene Nester zu bauen und die kreischenden Schnäbel seiner Jungen selbst zu stopfen, setzt er auf die Fürsorge von Trauerdrongo-Weibchen.

Die gemeinsame Evolutionsgeschichte beider Vogelarten zwang den Kuckuck zu immer besseren Imitationen. Sein Mimikry, wie die Biologie das Nachahmen artfremder Eigenschaften nennt, gilt als eines der besten der Welt.

Trauerdrongo-Eier haben eine sehr spezifische Musterung

Trotzdem enttarnen Trauerdrongos die meisten Fälschungsversuche und schubsen die Kuckuckseier aus ihrem Nest. Das legen zumindest die Ergebnisse einer jüngst im Fachjournal Proceedings of the Royal Society B erschienenen Studie nahe.

Ornitholog*innen der Universitäten Cambridge und Kapstadt schmuggelten falsche Eier in die Nester von 114 Trauerdrongos im Süden Sambias. Zwar waren das keine Kuckuckseier, sondern Eier von Artgenossinnen. Beide Eiarten, schreiben die Forschenden, seien jedoch so ähnlich, dass man auf diese Weise eingeschmuggelte Kuckuckseier simulieren könne.

Außerdem machten sie es den Trauerdrongos besonders schwer und legten nur solche Eier in fremde Nester, die den dortigen sehr ähnlich sahen. Dennoch warfen 76 Trauerdrongos die faulen Eier aus ihren Nestern – nur 38 akzeptierten sie.

Die gesammelten Daten speisten die Forschenden in eine statistische Modellrechnung, die  berücksichtigt, dass Kuckucke auch weniger ähnliche Eier in Drongonester legen. Das Ergebnis: In 94 Prozent der Fälle sollten die Drongos in der Lage sein, ein falsches Ei zu erkennen und es aus dem Nest zu werfen.

Sähen sich alle Drongo-Eier ählich und wiesen kaum individuelle Muster auf, erwarteten die Forschenden eine Ablehnungsrate von lediglich 35,9 Prozent. Entscheidend für die Drongo-Weibchen sind also individuelle Erscheinungsmerkmale: Ihr gesamtes Leben legen sie Eier mit einem sehr spezifischen und immer ähnlich aussehenden Fleckenmuster.

Übertrage man die statistischen Ergebnisse auf die Realität, komme man auf gerade einmal 0,25 geschlüpfte Kuckucksjungen pro Jahr, schreiben die Forschenden. Zum Vergleich: Der auch in Europa lebende Gemeine Kuckuck kommt auf etwa 5,4 Nachkommen pro Jahr.

Die Diskrepanz erklären die Ornitholog*innen mit der längeren Lebensdauer der Afrikakuckucke – wie alt sie genau werden, ist noch unerforscht – und seinem ausweichenden Verhalten: Die Forschenden vermuten, dass es Trauerdrongo-Populationen außerhalb ihres Experiment-Gebiets gibt, die Kuckuckseier weniger gut erkennen.

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