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Ein Teller Welt In unseren Städten gerät Streetfood zur kulinarischen Pauschalreise

In vielen Ländern ist die Zubereitung frischer Speisen Alltag. Bei uns ist die Entfremdung vom Essen dagegen groß, wir trösten uns mit exotischem Streetfood
Grill
Grillen ist Weltküche, und die ursprünglich indonesischen Saté sind globales Streetfood: Das Gargut an den Holzspießchen ist binnen Minuten servierbereit
© Jacqueline Tsang / World Food Photography Awards sponsored by Tenderstem® Bimi® Broccolini

Supinya Junsuta zieht ihre Skibrille vor die Augen. Die Kohlen knistern, die Funken schlagen gegen das Plastik der Brille. Jetzt den Wok aufs Feuer, und dann los: Eine Handvoll nach der anderen fliegen Krebs-, Garnelen- und Oktopusfleisch ins Kochöl, gerührtes Ei dazu, und nun formt Junsuta mit zwei riesigen Löffeln ein Omelett, in langen fließenden Bewegungen, minutenlang. Am Ende wird es fein gebräunt, perfekt gerundet und fast armdick sein, gefüllt mit saftigen Stückchen der Meeresfrüchte. Dann ist ein weiteres Mahl fertig, im Straßenrestaurant in der Maha Chai Road von Bangkok. 

Die Schlangen hungriger Gäste vor Junsutas Verschlag wird das kaum verkürzen, zu bekannt sind die Frau und ihre Gerichte, seit die ältere Dame 2017 eine Nachricht aus Frankreich erreichte: Die ehrwürdige Redaktion des "Guide Michelin" hatte Junsuta einen ihrer Sterne verliehen. Ein Gastro-Stern für thailändisches Streetfood? Aus Paris?

Erschienen in GEO 07/2025