Heiri Hösli ist einer, der nicht lockerlässt. Seit 70 Jahren lebt er hier oben auf rund 1000 Meter Höhe in den Ennetbergen über Ennenda, im gewaltigen Angesicht des Glärnisch, des Rautispitz und des Wiggis, dessen Schneefelder im Morgenlicht rot schimmern. Seit 43 Jahren ist er Bauer, hat seine Alm nicht einmal für ein paar Tage Urlaub verlassen. Während die drei Söhne schon längst ins Plattenlegen, Maurern und Metallbauen desertiert sind, bleibt er der Kälbermast treu.
Und seit mehr als drei Jahren kämpft er seinen unmöglichen Kampf.
Er ist ja nicht allein. Tritt er nach Osten aus dem Haus, umtanzen ihn seine vier Ziegen, herrisch umkreist von Rex, dem eineinhalb Jahre alten Border Collie. Auf der Weide im Norden, die sich allmählich mit Löwenzahn und Butterblumen füllt, senken die Kühe Zora, Julie und Petra vor ihm die Häupter. Im Stall ein Dutzend Hühner und ein krebskranker Hahn. Und in der niedrigen Küche stärkt ihn die Haushälterin Jasmin Costeggioli mit Kartoffelstampf, Schweinebraten und neckischem Kopfschütteln: "Heiri, Heiri!"
"Ich bin ganz ruhig", sagt er.
Und Costeggioli: "Du bist gar nicht ruhig!"
Seit März 2021 streitet Heiri Hösli in sämtlichen Gremien des Kantons Glarus, in Gemeindeversammlungen, vor Land- und Regierungsräten für seine Mission, die er "gerechte Verteilung des Gemeindepachtlands" nennt. Jetzt, am kommenden Sonntag, soll das oberste Organ des Kantons entscheiden: die Landsgemeinde.