
Freiwilliger Durchgang: das Durchhäusl Schottenhaus
Ein Durchhäusl ist eine Wiener Spezialität: eine bauliche Anti-Tristesse-Maßnahme gegen trübe, dunkle Hinterhöfe. In der Biedermeierzeit hatte man große, nach innen verschachtelte Wohnblöcke errichtet. Die verdichtete Stadt mit ihren vielen Hinterhöfen war duster und ziemlich trostlos. Bis viele Hausbesitzer auf die Idee kamen, die Querverbindung von einer Straße zur anderen als Abkürzung für Passanten zu nutzen und über die Eingangsportale die freundliche Aufforderung "Freiwilliger Durchgang" zu schreiben. Jetzt geht es in insgesamt 700 Wiener Durchhäusln (die meisten im ersten und siebten Bezirk) zur einen Tür rein, auf der anderen Seite wieder raus. Manche Hinterhöfe wurden überdacht, viele Wirtshäuser und Cafés sind hier entstanden. Besonders fesch: das Durchhäusl in einem ehemaligen Kloster des tschechischen Erzbistums Olmünz zwischen Neustiftgasse 16 und Lerchenfelder Straße 13. Unter einem Blätterbaldachin wandelt man an den alten Mauern entlang, kann auf einer der hübschen Sitzbänke Platz nehmen oder in der Gastwirtschaft im Durchhaus auf Wild- oder Kürbisgerichte einkehren.
© Karl Bach/Jonglez Verlag