Geheimtipps Außergewöhnliche Orte in der Stadt: Zehn Insidertipps für Wien
Gläserne Meerestiere als Schauobjekte, ein unterirdischer Riesenraum, den man nur über eine U-Bahn-Station erreicht, oder ein Wecker für Scheintote: Wenn Sie überlegen, nach Wien zu reisen, sollten Sie sich diese etwas abseitigeren Attraktionen nicht entgehen lassen

Funktionalismus: Kassensaal der Postsparkasse
Wenn Geld und Angeberei zusammengehen, ist das Resultat meist ziemlich geschmacklos. Ein Gegenbeispiel ist der Kassensaal der Postsparkasse. "Etwas Unpraktisches kann nie schön sein" war das Credo des berühmten Architekten Otto Wagner, und so wurde das achtstöckige weiße Gebäude am Georg-Coch-Platz mit seiner klaren Schlichtheit nicht nur zum Schlüsselwerk der europäischen Moderne, sondern auch überaus funktional und kundenfreundlich designt. Steigt man die paar Stufen hoch zum Großen Kassensaal, fegt einen die Mélange aus kühner Sachlichkeit und lichter Eleganz schier um. Jedes bauliche Detail, jeder Lichtschalter ist extrem durchdacht: Warmluftbläser stehen als schmale Skulpturen ganz am Rand, das geometrische Bodenmosaik gibt dem großen Raum Struktur, die Möbel sind so bequem wie praktisch, dazu das milde Licht der gewölbten Glasdecke. Als Bank wird der Kassensaal schon eine Weile nicht mehr genutzt. Heute sitzt die Universität für angewandte Kunst in dem schönen Gebäude, das dadurch nach wie vor öffentlich zugänglich ist.
© Karl Bach/Jonglez Verlag