
Grand Hotel Carezza, Südtirol
Die Vision hatte Theodor Christomannos schon länger. Aber der Weg war weit. Der Wiener Grieche, Spross einer reichen Kaufmannsfamilie, wollte die reiche Klientel nicht den Grand Hotels in den Schweizer Bergen überlassen. Warum nicht ein Grand Hotel in Südtirol bauen? Zum Beispiel auf dem Karerpass (auf Italienisch "Carezza“), einem wunderschönen 1800 Meter gelegenen Hochtal zwischen dem Südtiroler Eggental und dem Fassatal im Trentino. Der umtriebige Tourismuspionier war als echter Haudegen bekannt. Und durchsetzungsstark. Die Idee kam an. Geld war genug da. Nur fehlten noch die Straße und ein Kleinkraftwerk, die Christomannos kurzerhand bauen ließ. Die Reichen wollten ja nicht zu Fuß gehen und ihr Komfort brauchte reichlich Strom. Drei Grand Hotels eröffnete der Geschäftsmann schließlich in Südtirol, 1893 in Sulden, 1896 in Trafoi und eben auch auf dem Karerpass unterhalb des Bergkamms von Rosengarten und Latemar, samt Golf- und Tennisplatz, Pool und Bar. Die Geschichte des Hauses nahm nach dem zweiten Weltkrieg eine kuriose Wendung. Die Zimmer wurden privatisiert, das Grand Hotel gehört heute 600 Personen, die Ferienwohnungen können auch Touristen mieten, die Außenanlage verfällt zusehends. Im Foyer händigt ein müder Rezeptionist die Schlüssel aus und in die ehemaligen Garagen für die Luxuskarossen ist ein kleiner Alimentari-Laden eingezogen.
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