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Stress, Angst, Schmerzen Hunde hecheln nicht nur zur Temperaturregulierung

Hechelnde Mischlingshündin auf dem Feld beim Spaziergang
Bei Hitze oder starker Anstrengung hecheln Hunde, um ihre Körpertemperatur zu regulieren. Doch das Hecheln kann auch andere Ursachen haben
© Ines Hasenau / Adobe Stock
Bei Hitze oder großer Anstrengung hecheln Hunde, um ihre Körpertemperatur zu regulieren – so weit so normal. Doch in anderen Situationen kann übermäßig starkes Hecheln auf Probleme hinweisen. Wann man die Anzeichen ernst nehmen sollte

Das Maul ist geöffnet, die Zunge hängt heraus und der Atem geht schnell und flach: Das so genannte Hecheln gehört bei Hunden zum ganz normalen Verhalten. Gerade an warmen Tagen oder nach körperlicher Anstrengung neigen die Vierbeiner dazu. Denn im Gegensatz zu uns Menschen besitzen Hunde kaum Schweißdrüsen, sie können sich deshalb nicht wie wir Menschen über verdunstenden Schweiß abkühlen.

"Beim Hecheln wird kühle Luft durch die Nase eingesaugt und warme Luft durch das Maul wieder abgeatmet. Beim Ausatmen der Feuchtigkeit entsteht Verdunstungskälte, die es dem Körper ermöglicht, seine Temperatur zu senken", erklärt Dr. Uwe Tiedemann, Kleintierpraktiker und Präsident der Bundestierärztekammer.  Die angestaute Körperwärme wird so nach außen abgegeben und die Körpertemperatur des Hundes sinkt.

Neben hohen Temperaturen und körperlicher Aktivität kann es jedoch noch weitere Auslöser geben, weshalb ein Hund beginnt zu hecheln. Wenn ein Hund ohne erkennbaren Anlass viel hechelt, kann das ein erstes Warnsignal sein. Das gilt vor allem dann, wenn neben der auffälligen Atmung noch weitere Symptome hinzukommen. Wir stellen häufige Auslöser für das Hecheln vor und erklären, wann man es ernst nehmen sollte und wann man es als normales Verhalten einstufen kann.

Angst und Unruhe

Unruhe und Angst können sich bei Hunden auf unterschiedlichste Art und Weise zeigen. Manche Vierbeiner ziehen sich zum Beispiel zurück, während andere aggressiv reagieren. Häufig werden solche Angstzustände von starkem Hecheln begleitet, denn ebenso wie wir Menschen reagieren Hunde auch körperlich auf Unruhe und Angst. Die Atmung beschleunigt sich und die Pulsfrequenz ist erhöht. Infolge beginnt der Hund verstärkt zu hecheln.

Viele Vierbeiner erschrecken sich beispielsweise aufgrund ihres empfindlichen Gehörs bei Gewitter. Auch das Alleinebleiben oder die Tage rund um den Jahreswechsel bringen für Hunde wegen des Feuerwerks häufig viel Unruhe mit sich. Wenn Vierbeiner in solchen Situationen stark hecheln, zählt das erstmal zur normalen Reaktion der Tiere. Wer seinem Haustier helfen möchte, sollte selbst Ruhe ausstrahlen, dem Tier die Möglichkeit geben, sich etwas zu entspannen und sich zurückzuziehen.

Rassebedingtes Hecheln

Manche Hunderassen hecheln mehr als andere. Dazu gehören beispielsweise Rassen mit kurzen Schnauzen oder besonders runden Köpfen. Bei diesen Hunderassen sind die Atemwege zuchtbedingt verkürzt und die Nasenlöcher recht eng. Rassen, die häufig hecheln, sind beispielsweise der Mops oder die Französische Bulldogge.

Außerdem ist es ratsam, angstauslösende Situationen im Alltag so gut wie möglich zu meiden oder zumindest so kurz wie möglich zu halten. Wird die Angst krankhaft, sollte man einen Tierarzt oder eine Tiertrainerin aufsuchen, um das Problem mithilfe von Übungen und gezielten Trainings ganz aus der Welt zu schaffen.

Stress und Nervosität

Stress und Nervosität zählen zu weiteren typischen Auslösern, weshalb Hunde stark hecheln. Je nach Charakter und Temperament des Hundes, kann ein solches Hecheln in den unterschiedlichsten Situationen auftreten. Was bei dem einen Vierbeiner Stress auslöst, lässt den anderen völlig unbeeindruckt. Manche Hunde verspüren Stress beim Autofahren und hecheln deshalb während der Fahrt auffällig viel. Andere wiederum hecheln im Wartebereich der Tierarztpraxis, weil sie extrem nervös sind. Und wieder andere Hunde werden bei engem Kontakt mit kleinen, unruhigen Kindern nervös.

Hechelt ein Vierbeiner in Situationen wie diesen auffällig, so kann das zunächst als normales Verhalten eingestuft werden. Wenn das Tier die Stress auslösende Situation verlässt, hört das Stresshecheln auch wieder auf.

Freude und Aufregung

Umgekehrt können auch große Freude und Begeisterung dazu führen, dass ein Hund viel hechelt. So mancher Vierbeiner sabbert bei überschäumender Freude zusätzlich auch noch permanent. Bei emotionaler Aufregung ist Hecheln als ganz normales Verhalten einzustufen.

Achtung bei Maulkörben!

Die Bundestierärztekammer weist darauf hin, dass auch beim Kauf von Maulkörben unbedingt das Hecheln mitbedacht werden sollte. Zu enge Maulkörbe mit Maulkorbschleifen können nämlich ein Gesundheitsrisiko darstellen. "Der Hund kann sein Maul nicht öffnen und damit nicht hecheln, was zur Überhitzung des Tieres führt", erklärt Dr. Uwe Tiedemann, Kleintierpraktiker und Präsident der Bundestierärztekammer.

Ein geeigneter Maulkorb muss gut sitzen, sollte nicht zu kurz oder lang sein, darf nicht drücken oder zu locker sitzen. Idealerweise ist er dort, wo er auf dem Nasenrücken aufliegt, gepolstert und das Material ist insgesamt leicht – egal ob Metall, Plastik oder Leder.

Schmerzen und Unwohlsein

Neben all diesen emotionalen Auslösern wie Angst und Freude, Stress und Nervosität, können auch körperliche Gründe starkes Hecheln verursachen. Wenn ein Hund in Ruhephasen und ohne nachvollziehbare Anstrengung plötzlich außergewöhnlich intensiv hechelt, kann das ein Hinweis auf Schmerzen sein.

Tritt das Hecheln zum Beispiel nach der Futteraufnahme auf, kann es auf Verdauungsprobleme und Magenschmerzen hindeuten. Auch schmerzhafte Gelenkerkrankungen wie Arthrose oder Atembeschwerden können Ursachen sein. Kommt eine plötzliche Lahmheit hinzu oder krümmt der Hund den Rücken, erbricht oder hat wässrigen Durchfall, sollte man zügig eine Tierarztpraxis aufsuchen.

Insbesondere wenn der Vierbeiner sehr schlapp und abgeschlagen wirkt, sich nicht anfassen lassen mag oder vielleicht sogar das Futter verweigert, ist dies nachdrücklich zu empfehlen. Dann ist das Hecheln ein zusätzliches Indiz dafür, dass etwas im Körper des Hundes nicht stimmt.

Krankheiten und Infektionen

Darüber hinaus können auch einige Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes, Morbus Cushing oder eine Schilddrüsenunterfunktion mit häufig auftretendem Hecheln einhergehen. In der Regel lassen sich in diesem Fall noch weitere Symptome beobachten, wie die vermehrte Wasseraufnahme wegen des gesteigerten Durstgefühls und infolgedessen häufiger Harnabsatz.

Herzprobleme wie die Klappeninsuffizienz, eine Herzmuskelentzündung oder ein Herzbeutelerguss können ebenfalls zugrunde liegen. Diese Erkrankungen führen zu einer verminderten Sauerstoff-Sättigung des Blutes, weshalb der Körper des Hundes versucht, diese Art der Unterversorgung durch schnelleres Atmen und Hecheln auszugleichen. Je länger ein solcher Zustand anhält, desto weniger belastbar ist der Hund. Bereits nach kurzer Bewegung beginnt der Vierbeiner zu hecheln. Kommt es durch den Flüssigkeitsrückstau zu Lungenproblemen, setzt der so genannte "Herzhusten" ein. Dann lassen sich beim Atmen deutliche Lungengeräusche ausmachen.

Auch Infektionskrankheiten können starkes Hecheln auslösen. Parvovirose, Leptospirose oder Staupe beispielsweise, aber auch die durch Zecken übertragene Babesiose verursachen bei Hunden unter anderem hohes Fieber, was wiederum Hecheln verursachen kann. Die normale Körpertemperatur eines Hundes liegt zwischen 37,5 und 39 Grad Celsius. Bei einer Körpertemperatur von über 39 Grad Celsius spricht man von erhöhter Temperatur, ab 40 Grad Celsius von Fieber. Ab etwa 41 Grad Celsius wird das Fieber bedrohlich.

In solchen Fällen ist es für Herrchen und Frauchen oft schwierig, die genaue Ursache für das Hecheln zu ergründen. Gesellen sich Symptome wie die oben beschriebenen hinzu oder zeigen sich blasse Schleimhäute, sollten sie mit dem Tier unbedingt in einer Tierarztpraxis vorstellig werden. Dann ist das Hecheln neben anderen Anzeichen ein deutlicher Hinweis darauf, dass etwas nicht in Ordnung ist. Ein Tierarzt oder eine Tierärztin können in einer genauen Untersuchung die Diagnose stellen.

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