Wie für uns Menschen gilt auch für Hunde: Du bist, was du (fr)isst. Doch beim Thema Hundefutter scheiden sich die Geister, denn Hundehalterinnen und Hundehalter pflegen unterschiedlichste Ernährungsphilosophien: Trocken- oder Nassfutter füttern? Selbst kochen oder fertig kaufen? Die einen Hundehalter schwören auf Barf, also auf eine ausgewogene Rohfütterung, während andere Hundehalterinnen voll und ganz auf Fertigfutter setzen.
"Hundebesitzer machen sich viele Gedanken über das, was sie ihren Lieblingen zu Fressen geben", erklärt Melanie Müller, Tierärztin der AGILA Haustierversicherung. "Und dieses erhöhte Bewusstsein wird noch einmal durch verschiedene Ernährungs-Trends gefördert – unabhängig davon, welche Nährstoffe gesunde Hunde tatsächlich benötigen."
Wer nicht barfen will und sich deshalb einen Überblick verschaffen und die unterschiedlichen Futter-Hersteller miteinander vergleichen möchte, findet sich schnell in einem Dschungel aus Futtermarken und Spezialfuttern wieder. Hochwertiges Hundefutter von minderwertigen Produkten zu unterscheiden, fällt nicht immer leicht. Zu komplex sind die Angaben auf den Verpackungen, zu groß ist die Auswahl an Produkten.
Und nicht zuletzt können auch falsche Werbeversprechen zu unüberlegten Impulskäufen führen. Hinweise wie "ohne Konservierungsstoffe" oder "hoher Fleischanteil" verleiten Kundinnen und Kunden nur allzu schnell zum Griff ins Regal. Wir geben Tipps, woran Herrchen und Frauchen gesundes Futter erkennen – und bei welchen Merkmalen sie lieber die Finger vom Produkt lassen sollten.
Mineralstoffe, Vitamine & Co.
Grundsätzlich gehören Fette, Kohlenhydrate, Proteine sowie Mineralien und Vitamine zu einer ausgewogenen Ernährung für Hunde dazu. Dabei liefern Kohlenhydrate, beispielsweise aus Kartoffeln, vor allem Energie. Proteine sorgen für den Muskelaufbau und den Muskelerhalt. Vitamine halten gesund und fördern das Wachstum und Mineralstoffe wie Kalzium stärken die Knochen, gleichen den Säure-Basen-Haushalt aus oder unterstützen das Immunsystem.
Welches Futter am besten zum eigenen Vierbeiner passt und wie viel von bestimmten Nährstoffen und Vitaminen das Tier benötigt, ist individuell verschieden. Hier spielen Faktoren wie das Alter, die körperliche Aktivität, die Größe, chronische Erkrankungen und Allergien sowie Unverträglichkeiten eine Rolle. Ein paar grundlegende Merkmale sollte man bei der Wahl des Hundefutters aber immer beachten.
1. Fleisch- und Gemüseanteil kontrollieren
Je mehr Fleisch, desto besser – nach diesem Leitsatz wählen nicht wenige Hundehalterinnen und Hundehalter das Tierfutter aus: Für Hunde, als direkte Nachfahren der wilden Wölfe, sei das nur die logische Schlussfolgerung. Zweifelsohne ist Fleisch ein wichtiger Nahrungsbestandteil für den Hund – tierische Eiweiße sind gut verdaulich und wichtige Nährstoffe wie L-Carnitin oder Vitamin B12 werden über Fleisch aufgenommen – doch nur auf Fleisch zu setzen, wäre zu kurz gedacht.
Neben einem Fleischanteil von etwa 60 bis 70 Prozent sollten auch Gemüse und Obst, Öle und Fette mit ungesättigten Fettsäuren sowie ballaststoffreiche Nahrungszusätze Teil eines guten Hundefutters sein. Sie versorgen den Körper eines Hundes mit wichtigen Nährstoffen, die Fleisch allein nicht liefern kann.
Darüber hinaus ist es wichtig, auf die Hochwertigkeit der Futterzutaten zu achten. Denn nur, weil ein Futter beispielsweise einen hohen Fleischanteil hat, bedeutet das noch lange nicht, dass es auch hochwertig ist. Die Fleischqualität ist ausschlaggebend. Werden nur Schlachtabfälle für die Produktion des Futters verwendet, ist dieses wenig nährstoffreich. Wird für die Produktion des Futters hingegen hochwertiges und gut verdauliches Muskelfleisch verarbeitet, kann der Fleischanteil im Futter aufgrund der Hochwertigkeit des Proteins sogar etwas geringer ausfallen.
2. Angaben der Inhaltsstoffe genau lesen
Genaue Informationen über die Futterzusammensetzung kann ein Blick auf das Etikett des Futters bringen. Hochwertiges Hundefutter zeichnet sich dadurch aus, dass eine offene Deklaration vorliegt, dass also jeder einzelne Bestandteil auf dem Etikett angeführt wird.
Minderwertiges Hundefutter verfügt häufig lediglich über eine geschlossene Deklaration. Die einzelnen Bestandteile sind nur grob zu Gruppen (zum Beispiel "Getreide") zusammengefasst, der Anteil einzelner Inhaltsstoffe lässt sich aber nicht nachvollziehen.
Dazu finden sich auf den Etiketten von Tierfuttermarken immer Angaben zu Rohprotein, Rohfett, Rohfaser und Rohasche. Doch was bedeutet was und welche Werte sind ideal? Bei der Orientierung kann die folgende Auflistung helfen:
- Rohprotein: Unter diesem Begriff wird die Summe aller verwendeten pflanzlichen und tierischen Eiweiße zusammengefasst. Der Wert sollte für Trockenfutter bei 21% bis 25% liegen, für Nassfutter bei 7% bis 19%
- Rohfett: Hinter diesem Begriff verbergen sich alle Fette, die das Hundefutter tatsächlich enthält. Dazu zählen auch die fettlöslichen Vitamine. Der Wert sollte für Trockenfutter bei 10% bis 12% liegen, für Nassfutter bei mindestens 5%
- Rohfaser: Der Begriff bezeichnet den Gehalt an nicht verdaulichen Bestandteilen im Futter, pflanzliche Fasern zum Beispiel. Ballaststoffe sind wichtig für die Funktion der Darmtätigkeit. Der Wert sollte für Trockenfutter bei mindestens 2% bis 5% liegen, für Nassfutter bis 1%
- Rohasche: Dahinter stecken alle anorganischen Bestandteile, wie Mineralstoffe und Spurenelemente. Der Wert sollte für Trockenfutter bei unter 10% liegen, für Nassfutter bei höchstens 2%
3. Vorsicht bei Zucker, Farbstoffen und Nebenerzeugnissen
Bei manchen Futterzusätzen, die auf Hundefutter-Etiketten aufgeführt werden, sollte vor dem inneren Auge sofort die rote Warnlampe angehen. Inhaltsstoffe wie Milch, Soja oder Zucker sollten bestenfalls auf keiner Zutatenliste auftauchen. Sie tun der Hundegesundheit keinen Gefallen und sind ein klarer Hinweis für minderwertiges Futter.
Vorsicht geboten ist besonders beim Zucker: Dieser muss nicht immer als solches auf dem Futter deklariert sein. Häufig findet man ihn versteckt unter einem anderen Namen, nämlich als Melasse oder Malzkeime, auf dem Etikett. Futtersorten mit einem hohem Zuckeranteil sind problematisch, sie verursachen eine vermehrte Bildung von Zahnstein.
Auch Futtermittel, die Farbstoffe, künstliche Aromen, Geschmacksverstärker wie Hefe und Nebenerzeugnisse wie Schlacht- und Pflanzenabfälle enthalten, sind tabu. Zu Schlachtabfällen, die als "tierische Nebenerzeugnisse" aufgeführt werden, zählen beispielsweise Schnäbel, Hufe, Blut oder Federn. Hinter dem Begriff "pflanzliche Nebenerzeugnisse" verstecken sich Erdnussschalen, Stroh, Weizenkeime, Kokosschalen und ähnliches.
4. Getreide-Anteil beachten
In herkömmlichem Hundefutter dient Getreide mitunter als kohlenhydratreicher Bestandteil. Es ist günstig in der Produktion und liefert zusätzlich zum Fleischanteil Energie sowie Kohlenhydrate und pflanzliches Eiweiß, das im Vergleich zum tierischen Protein allerdings eine geringere Qualität aufweist.
Über den Nutzen oder Schaden von Getreide in Hundefutter diskutieren nicht nur viele Hundebesitzerinnen, auch Tierärzte sind sich hierzulande nicht immer einig. Fest steht aber: Der Verdauungstrakt von Hunden tut sich in der Regel schwer damit, Getreide wie Weizen oder Mais zu verdauen. Sensible Hunde reagieren darauf mit Beschwerden wie Blähungen. Deshalb kann im Hundefutter voll darauf verzichtet werden, ohne dass ein Nachteil entsteht. Als Nahrungsbestandteil ist Getreide auch nicht zwingend nötig und es gibt bessere Alternativen, die Kohlenhydrate und Energie liefern (Gemüse wie Kartoffeln zum Beispiel).
Ist Getreide im Futter enthalten, sollte zumindest darauf geachtet werden, dass der Anteil an Getreide deutlich unter dem vom Fleisch liegt und nur in geringen Mengen vorkommt. Es sollte keinesfalls der Hauptbestandteil sein.
5. Den Hund beobachten
Und wie erkenne ich nun, ob mein Hund das ausgesuchte Futter gut verträgt? Die Ausscheidungen des Vierbeiners sind ein guter Indikator dafür, ob das Hundefutter zur eigenen Fellnase passt oder nicht. Je besser ein Hund das Futter verwerten kann, desto weniger kommt später als Hinterlassenschaft wieder heraus.
Bedeutet: Wenn ein Hund sich normal verhält und nur ein oder zweimal täglich einen kleinen, festen Haufen absetzt, verträgt er höchstwahrscheinlich sein Futter gut. Setzt ein Vierbeiner jedoch drei oder vier Mal am Tag eher flüssigen und hellen Kot ab oder hat nach dem Fressen mit Blähungen zu kämpfen, wird das Futter nicht optimal sein – vorausgesetzt natürlich, dass das Tier ansonsten gesund ist, eine Magendarm-Erkrankung oder ähnliches also ausgeschlossen werden kann.
Und sonst? Bloß nicht verrückt machen lassen! Das perfekte Hundefutter für alle gibt es nicht, dafür sind die Fellnasen, ihre Vorlieben und Ansprüche zu individuell. Was dem einen Hund schmeckt und was dieser gut verträgt, kann beim nächsten Tier schon wieder zu Problemen führen. Wer den eigenen Hund aber genau beobachtet, findet am sichersten heraus, was ihm schmeckt und was Magen und Darm gut vertragen. Herrchen und Frauchen, die unsicher sind oder aber eine Unverträglichkeit oder Futtermittelallergie befürchten, sollten Rat von einer Tierärztin oder einem Tierarzt einholen.