Während der Corona-Pandemie und mit der Möglichkeit im Homeoffice zu arbeiten, haben sich viele Menschen einen Hund zugelegt. Doch langsam geht es wieder zurück ins Büro, was viele Hundehalterinnen und Hundehalter vor die Herausforderung stellt: Wie schaffe ich es, dass mein Hund ein paar Stunden allein zu Hause bleiben kann? Wir geben Tipps für ein stressfreies Zusammenleben.
Zeit, Ruhe und Geduld sind das Zauberwort
Wenn ein Hund in ein neues Zuhause zieht, kommt er nicht perfekt ausgebildet in die Familie. Nicht alles kann das Tier von Beginn an richtig machen – schon gar nicht, wenn das von Herrchen oder Frauchen gewünschte Verhalten nicht seiner Natur entspricht. Hunde sind ausgesprochen soziale Rudeltiere, die sich in der Gruppe am wohlsten fühlen – das Alleinsein hingegen mögen sie nicht.
Hundehalter sollten sich bewusst sein, dass es für einen Hund eine anspruchsvolle Aufgabe ist, das Alleinsein zu lernen. Je nach Veranlagung und Vorgeschichte kann eine zeitweise Trennung vom "Rudel" beim Tier Angst, Stress und sogar Panik auslösen.
1. Üben Sie in kleinen Schritten
Um mit einem Hund das Alleinsein zu trainieren, sollte man Geduld und ausreichend Zeit mitbringen. Denn das Alleinbleiben lernen Hunde am besten und entspanntesten in kleinen Schritten. Beginnen Sie möglichst früh, Ihren Hund an das Alleinsein zu gewöhnen. Sobald Ihr Hund im neuen Zuhause richtig angekommen ist, er seine Lieblingsplätze gefunden hat und sich dort sicher fühlt, können Sie mit dem Training beginnen.
Starten Sie langsam mit den ersten Trainingseinheiten, indem Sie den Hund kurz alleine in einem Raum lassen und die Zimmertür schließen – bestenfalls, wenn er gerade von seinem Lieblingsspielzeug abgelenkt ist. Wenn dies ohne Probleme klappt, verlassen Sie für ein paar Sekunden die Wohnung. Bauen Sie den Gang zum Briefkasten oder zum Mülleimer beispielsweise bewusst als tägliche Trainingseinheiten ein.
Ist der Moment des Alleinseins nur sehr kurz, hat der Hund kaum Zeit, Angst oder Stress zu entwickeln. So lernt er langsam ganz automatisch, dass er sich auch in Ihrer Abwesenheit entspannen kann. Wiederholen Sie diese Momente immer wieder und wieder und dehnen Sie die Zeiten dann langsam aus.
Sind Sie soweit, dass Sie für einige Minuten oder noch länger die Wohnung oder das Haus verlassen, kann das Aufstellen einer Kamera nützlich sein, um das Verhalten Ihres Hundes während Ihrer Abwesenheit zu beobachten. So können Sie überprüfen, wie sich Ihr Hund alleine verhält, seine Körpersprache und Lautäußerungen beobachten und Sie sehen, ab welcher Zeitspanne er beginnt, sich unwohl zu fühlen.
Haustierkameras gibt es von verschiedenen Anbietern und in unterschiedlichen Ausstattungen. Manche Modelle verfügen über eine Nachtsichtoption, haben eine Bewegungserkennung oder lassen sich auch mit dem Smartphone koppeln und über das WLAN steuern. Beliebt sind beispielsweise die Haustierkameras von Littlelf oder von Wansview. Das High-End-Modell mit Leckerli-Ausgabe zur Belohnung gibt es von Furbo:
2. Lasten Sie den Hund vor dem Training aus
Bevor Sie Ihren Hund allein lassen, ist es ratsam, ihn müde zu machen. Unternehmen Sie einen großen Spaziergang mit ihm und powern Sie ihn aus. Ein müder Hund wird sich eher hinlegen und die Augen schließen, während Sie nicht da sind, als ein hellwacher Hund, der nicht ausgelastet ist. Auch hat das Tier danach weniger Energie, um auf die Idee zu kommen, in Ihrer Abwesenheit die Tapete abzukratzen oder am Sofa zu knabbern.

3. Begrenzen Sie den Raum
Manchmal fällt Hunden – besonders denen, die das Gefühl haben, stets alles kontrollieren zu müssen – das Alleinsein leichter, wenn der Raum, in dem sie sich aufhalten, etwas begrenzt wird. Fühlt sich der Hund zum Beispiel besonders im Wohnzimmer wohl und hat dort ausreichend Platz, dann beschränken Sie seinen Bewegungsspielraum darauf. Beobachten Sie, ob das Tier sich nun entspannter verhält, wenn Sie außer Haus sind. Ein weiterer Vorteil: Sie müssen weniger wegräumen und überblicken leichter, ob sich etwas in Reichweite des Hundes befindet, das gefährlich werden könnte.
Manche Hunde reagieren nervös auf Geräusche oder Gerüche von draußen. Schließen Sie in diesem Fall vor dem Gehen alle Fenster, um für mehr Ruhe zu sorgen.
4. Sorgen Sie für Ablenkung
Als Beschäftigung und zum Stressabbau knabbern Hunde gern auf etwas herum. Damit ihr Hund sich nicht dafür Ihre Hausschuhe aussucht, können Sie ihm vor dem Weggehen einen Futterball – zum Beispiel von Trixie oder Nobby – oder auch einen Kong zur Beschäftigung geben.
Alternativ sind auch kleine Leckerchen, die Sie an verschiedenen Stellen in der Wohnung verstecken, eine gute Beschäftigung und ein schönes Ritual, um Ihren Hund auf Trab zu halten.
Achtung: Kauknochen oder anderes Kaumaterial, an dem sich Ihr Hund während Ihrer Abwesenheit verschlucken könnte, ist tabu!
5. Kommen und gehen Sie unaufgeregt
Ganz wichtig beim Training ist es, neben dem Verhalten des Hundes stets auch das eigene Auftreten im Blick zu behalten. Sind Sie nervös, aufgeregt oder in Eile, wird Ihr Haustier darauf ebenfalls mit Unruhe reagieren. Seien Sie also gelassen und entspannt, wenn Sie mit Ihrem Tier trainieren.

Entscheidend für den Trainingserfolg ist, dass Sie ohne jede Aufregung kommen und gehen. Wenn Sie Ihren Hund ausgiebig streicheln und sich mit viel Theater verabschieden, ist das kontraproduktiv. Ihr Hund soll schließlich lernen, dass es nichts Besonderes ist, wenn Herrchen und Frauchen das Haus verlassen. Auch beim Zurückkommen sollten Sie ruhig bleiben und Ihren Hund nicht sofort überschwänglich begrüßen – auch wenn das schwerfallen mag.
6. Vermeiden Sie Schlüsselreize
Oft folgen wir immer den gleichen Abläufen, bevor wir das Haus verlassen. Wir ziehen Schuhe und Jacke an, überprüfen in der Handtasche oder im Rucksack, ob wir auch alles nötige dabei haben und greifen nach dem Haustürschlüssel. Spätestens beim Rasseln des Schlüsselbunds weiß der Vierbeiner: Gleich verlässt mein Herrchen/Frauchen das Haus! Kleidungsstücke, Accessoires und Geräusche können sogenannte Schlüsselreize sein – also Dinge, auf die ein Hund mit Unruhe reagiert. Eben weil er gelernt hat, dass er kurz darauf alleine zurückgelassen wird.
Je früher diese Schlüsselreize einsetzen, desto länger baut der Hund Stress auf und desto schwieriger wird es für das Tier, entspannt zurück zu bleiben. Versuchen Sie daher, das Training nicht immer nach demselben Ablauf zu gestalten. Nehmen Sie mal nur den Schlüssel mit oder lassen Sie ein anderes Mal die Tasche oder die gewohnte Jacke zuhause. Je abwechslungsreicher Sie das kurzzeitige Verschwinden gestalten, desto weniger wird der Hund sich auf eine bestimmte Handlungsweise versteifen.
Wie lange dauert ein solches Training?
Pauschal kann diese Frage nicht beantwortet werden, da jeder Hund einen anderen Charakter besitzt und unterschiedliche Erfahrungen in der Vergangenheit gemacht hat. Ein Hund, der beispielsweise aus dem Tierschutz kommt und mit Verlustängsten zu kämpfen hat, wird länger brauchen als ein gut sozialisiertes und selbstsicheres Tier.
Hundehalterinnen und Hundehalter müssen allerdings durchaus einige Wochen zum Üben des Alleinseins mit Ihrem Haustier einplanen. Wer früh mit dem Training beginnt, kann so Stress vermeiden. Grundsätzlich lernen Junghunde schneller als erwachsene Hunde. Aber auch im hohen Alter noch können sie lernen, allein zu bleiben.
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