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Unterschätzte Gefahr Vorsicht, Grannen! Wann sie für Hund und Katze gefährlich werden

Hellgraue Katze sitzt im Gerstenfeld zwischen Grannen
Grannen sind unscheinbare Pflanzenteile, können aber bei Haustieren wie Hund und Katze zu Verletzungen führen
© Nadine Haase / Adobe Stock
Viele Hunde und Katzen lieben es, durch das hohe Gras zu springen oder es sich dort weich gepolstert gemütlich zu machen. Doch es lauert eine Gefahr: So genannte Grannen – scharfe, borstige Pflanzenteile – können den Vierbeinern zum Verhängnis werden

Jedes Jahr im Sommer ist Vorsicht geboten, denn dann ist Grannenzeit. Grannen sind kleine, oft borstige Pflanzenteilchen, die sich beispielsweise an den Ähren verschiedener Wildgräser oder Getreidearten befinden und das Korn umschließen. Sie verfügen an den Enden über kleine, spitze Widerhaken, die schnell am Hunde- oder Katzenfell hängen bleiben. Insbesondere, wenn die Vierbeiner durch hohes Gras streifen, ist die Gefahr groß.

Doch auch abseits von Wiesen und Feldern sollte man – wenn möglich, zum Beispiel beim Gassi gehen – Vorsicht walten lassen. Da sich Grannen bei der Ernte oft vom Korn lösen, werden sie vom Wind über Straßen und Waldwege verteilt. So werden die Grannen beispielsweise für schnüffelnde Hunde zur Gefahr, wenn sie sich in Nasen, Ohren oder Augen setzen und im schlechtesten Fall durch Körperöffnungen ins Körperinnere eindringen.

Grannen werden nicht immer sofort bemerkt

"Grannen gelangen sehr schnell und unbemerkt in den Gehörgang und sind dann von außen nicht mehr zu sehen. Sie können schmerzhafte Entzündungen hervorrufen und das Trommelfell verletzen", erklärt Tierärztin Dr. Bettina Schmidt, die auch für die Tierschutzorganisation TASSO tätig ist. Sie warnt: "Auch Grannen, die beispielsweise beim Schnüffeln in die Nase eingeatmet werden, können großen Schaden anrichten. Durch die Atemwege können sie bis zur Lunge wandern und dort Lungengewebe zerstören." Geraten Grannen wiederum ins Auge des Tieres, hat dies meist eine Bindehautentzündung zur Folge.

Wenn die winzigen Fremdkörper im Fell hängenbleiben und sich weiter einarbeiten, können sie sich durch die Haut des Tiers bohren und dort festsetzen. An den betroffenen Stellen entstehen dann Infektionen, Entzündungen oder Abszesse.

Häufig sind auch die Pfoten betroffen. "Im Zwischenzehenbereich dringen die Pflanzenteile durch die Haut ein und bilden eitrige Abszesse. Die Grannen sollten unverzüglich von einem Tierarzt entfernt werden", erläutert Bettina Schmidt.

Welche Symptome deuten auf Grannen hin?

Für Tierhalterinnen und Tierhalter ist es oft schwer, bei ihrem Hund oder ihrer Katze störende Grannen zu erkennen. Häufig sind festsitzende Grannen von außen nicht sichtbar und vielen ist die Gefahr, die im Sommer durch die borstigen Pflanzenteile ausgeht, auch gar nicht bewusst. Daher ist es wichtig, typische Anzeichen zu kennen, die auf Grannen hinweisen.

Je nachdem, wo sich die Grannen bei der Katze oder beim Hund festgesetzt haben, treten unterschiedliche Symptome auf. Dazu gehören:

  • Auffällig häufiges Niesen – Typisches Anzeichen, wenn ein Fremdkörper wie eine Granne in die Nase geraten ist.

  • Intensives Kratzen am Auge oder Ohr – Grannen stecken im Ohr oder im Auge häufig unter der Nickhaut, dem sogenannten dritten Augenlid der Tiere.

  • Ständiges Kopfschütteln – Grannen, die durch das Trommelfell in den Körper eingedrungen sind, können Entzündungen hervorrufen.

  • Pfoten schlecken –  Grannen bleiben schnell im Fell eines Tieres hängen, besonders an den Pfoten und bei Tieren mit langem, zotteligen Fell.

  • Plötzliches Humpeln – Im Bereich zwischen den Zehen verfangen und entzünden sich Grannen schnell. Die Pfoten von Hunden und Katzen sollten daher am besten regelmäßig kontrolliert werden.

"Je nachdem wo sich eine Granne festgesetzt hat, reagiert der Hund entsprechend. Sitzt sie im Ohr, zeigt er das durch Kratzen am Ohr oder häufiges Kopfschütteln. Es kann außerdem sein, dass der Hund seinen Kopf schief hält und dabei übel riechende Flüssigkeit aus dem Ohr austritt", erklärt Sarah Ross, Heimtier-Expertin bei VIER PFOTEN. "Grannen in der Nase können Niesen, auslaufendes Nasensekret oder Nasenbluten auslösen. Wandern Grannen über die Nase und Luftröhre des Hundes zur Lunge, führt dies zu plötzlichem und anhaltendem Husten oder Atemnot: Es besteht absolute Lebensgefahr für den Hund."

Was tun, wenn man Grannen beim Haustier entdeckt hat?

Wer über die Symptome von Grannen Bescheid weiß, hat schon eine Menge richtig gemacht. Steckt die Granne nur oberflächlich im Fell von Hund oder Katze, können Herrchen und Frauchen probieren, diese vorsichtig zu entfernen. Wenn das kleine Pflanzenteilchen allerdings schon tiefer in den Körper eingedrungen ist, sollte die Granne fachgerecht und zeitnah von einem Tierarzt oder einer Tierärztin entfernt werden.

Sind die Grannen von außen gar nicht mehr sichtbar, weil sich die Pflanzenteile beispielsweise schon im Ohr vorgearbeitet haben, müssen sie in einer Tierklinik operativ entfernt werden.

Vorbeugung ist alles: So lassen sich Grannen vermeiden

Sind Hund und Katze draußen in der freien Natur unterwegs, lässt sich nicht jede Gefahr verbannen. Doch mit einiger Voraussicht lässt sich das Risiko zumindest senken, dass Grannen den Vierbeinern zum Verhängnis werden. Wer mit dem Hund spazieren geht, hält ihn an Getreidefeldern oder Wiesen am besten an der kurzen Leine. So kommt das Tier gar nicht erst mit den Grannen in Berührung – und das Rennen durch Getreidefelder oder Wiesen sollte auch aus Rücksicht auf Wildtiere und die Erntezeit ohnehin vermieden werden.

Nach jedem Spaziergang beziehungsweise nach jedem Aufenthalt im Freien sollten Herrchen und Frauen das Fell von Hund und Katze auf festsitzende Grannen kontrollieren. Dazu gehört auch die Kontrolle der Pfoten, der Achseln und des Leistenbereiches. Hängen die Grannen "frisch" fest, lassen sich die Pflanzenteile häufig leicht abzupfen.

Tierärztin Bettina Schmidt empfiehlt außerdem, das Fell an den Pfoten, vor allem bei langhaarigen Tieren, ein wenig zu kürzen: "Das Kürzen kann dabei helfen, dass sich weniger Grannen im Fell verfangen." Sollte man sich das Kürzen des Fells an den Pfotenballen nicht selbst zutrauen, kann dies auch ein Tierarzt oder eine Tierärztin übernehmen.

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