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Neuston Die Rumtreiber: In der Oberschicht der Ozeane existiert eine Welt voller erstaunlicher Lebensformen

  • von Katharina Jakob
  • sowie von Solvin Zankl (Fotos)
An der Oberfläche der Ozeane treibt eine Gemeinschaft voller Exzentriker: das Neuston. Eine fragile Welt von enormer ökologischer Bedeutung. Doch ihr droht Gefahr, nicht zuletzt durch wohlmeinende Umweltschützer
Der "Blaue Drache" Glaucus atlanticus hat die Physiognomie eines Fabelwesens, aber nur etwa die Größe einer Briefmarke. Mithilfe ihrer tentakelähnlichen Fortsätze treibt die Fadenschnecke an der Wasseroberfläche
Der "Blaue Drache" Glaucus atlanticus hat die Physiognomie eines Fabelwesens, aber nur etwa die Größe einer Briefmarke. Mithilfe ihrer tentakelähnlichen Fortsätze treibt die Fadenschnecke an der Wasseroberfläche
© Solvin Zankl

Als Solvin Zankl auftaucht und seinen Kopf aus dem Wasser steckt, schaukelt vor seinen Augen eine blaue Flotte: Boote, winzig klein, mit durchsichtigen Segeln und gefräßiger Crew. Sie umzingeln ihn in so großer Zahl, dass Zankl, der sich in alle Richtungen dreht, kein Ende sieht.

Vor Elba ist der Fotograf und Meeresbiologe in einen gewaltigen Schwarm von Segelquallen geraten. Und mitten in eine wenig bekannte Welt. Denn die meisten Meeresforscher und -forscherinnen haben die Tiefe im Blick oder die Weite der offenen See, die Wale, Fische und Korallen. Doch das Meer besitzt nicht nur einen Wasserkörper, es hat auch eine Haut. Unzählige kleine Tiere treiben auf dieser dünnen Schicht an der Wasseroberfläche. Oder sie hängen kopfunter daran, getragen von Luftblasen, klammern und kleben sich an ihr fest, um nicht in die Tiefe zu sinken, wo sie, ohne Licht und Luft, sterben würden.

Erschienen in GEO 04/2024