
Der Sonderling
Zeit seines Lebens wohnte Wilson Bentley auf der elterlichen Farm und blieb unverheiratet. Gemeinsam mit seinem Bruder, der mit Frau und acht Kindern ebenfalls dort lebte, kümmerte er sich um die Kühe. Seine Nachbarn, erzählte er einem Reporter, hielten ihn für verrückt oder einen Narren, Spitzname "Snowflake Man", Schneeflockenmann. Seine gut gemeinten Versuche, ihnen nahezubringen was er tat, scheiterten: Als Bentley im Dorf zu einem Lichtbildvortrag über seine Schneekristalle einlud, erschienen lediglich sechs Einwohner – obwohl der Eintritt frei war. "Es war ein schöner, angenehmer Abend. Aber es hat sie nicht interessiert," erinnerte sich Bentley. Einen Vortrag am nächsten Abend in einer weiter entfernten Stadt trat er aus Angst vor einer erneuten Enttäuschung gar nicht erst an, zumal es in Strömen regnete. Eine Fehleinschätzung. Gegen acht Uhr bekam er einen Anruf: "Die Kirche ist voll und wir warten auf dich!" Damals sei ihm klar geworden, so Bentley, dass "die Leute in meiner Heimatstadt keine besonders hohe Meinung von mir hatten."
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