Wie Weltreiche stürzen Römisches Reich: Was der Untergang des Imperiums über die Zukunft des Westens verrät

Peter Heather
Peter Heather ist seit 2008 Professor für mittelalterliche Geschichte am King’s College in London. Innerhalb seines Fachgebiets zählt der Nordire zu jener Gruppe, die vor allem äußere Faktoren betonen, um den Untergang Westroms zu erklären
© David Vintiner für GEO
"Make America Great Again" lautet eines der Versprechen von Donald Trump. Der britische Historiker Peter Heather erklärt am Fall Roms, warum sich alte Größe nicht wieder herstellen lässt – und weshalb kein Imperium ewig währt. Auch nicht die Machtblöcke unserer Gegenwart. Aus der GEO-Serie "Wie Weltreiche stürzen"

September 476: Ein Heerführer germanischer Abstammung schickt den letzten weströmischen Kaiser in Rente. Der britische Historiker Peter Heather hat sein ganzes Forscherleben darauf verwendet, zu ergründen, warum Roms Macht erlosch. In seinem aktuellen Buch "Stürzende Imperien", das er gemeinsam mit dem Ökonomen John Rapley geschrieben hat, analysiert Heather nicht nur diese historische Zäsur, er wagt sich auch in die Gegenwart vor – und zeigt, was Roms Vergangenheit über die Zukunft des Westens verrät.

GEO: In den vergangenen 200 Jahren haben Historikerinnen und Historiker mehr als 200 Erklärungen für den Untergang des Römischen Reiches vorgebracht. Sie selbst sagen dagegen in Ihrem Buch, es gebe einen einfachen roten Faden, der sich durch die Erzählung vom imperialen Zusammenbruch zieht. Welcher ist das?

Peter Heather: Der Untergang Roms ist – in gewissem Sinn – eine einfache Geschichte, weil das Römische Reich auf einem simplen Prinzip beruht: Die Kaiser besteuern die Landwirtschaft, und mit den Erträgen unterhalten sie eine Armee. Das ist der Kern des imperialen Systems. Der rote Faden, den ich meine, ist eine sich immer weiter verschärfende Finanzkrise, ein Schwund der Staatseinnahmen, die das Reich ab dem späten 4. Jahrhundert erschüttert. Die Kaiser haben einfach immer weniger Geld zur Verfügung und deshalb auch weniger Soldaten.

Woran liegt das? Steckte die römische Wirtschaft in einer Krise?

Erschienen in GEO 10/2024

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