
Piltdown-Mensch: Evolution trifft Rassismus
Fossilienjagd erfreute sich Anfang des 20. Jahrhunderts unter wohlhabenden Engländern großer Beliebtheit, denn sie versprach großen Ruhm. 1912 machte der Brite Charles Dawson vermeintlich einen Sensationsfund: Im Süden des Landes stieß er auf einen Schädel, dessen kräftige Kiefer affenartig wirkten, der Rest des Schädels ließ ein großes Gehirn vermuten. War dies das fehlende Bindeglied in der Entwicklung des Menschen, noch dazu in Europa, nicht wie bislang angenommen in Afrika? Erst 1953 wurde der Fund als Bastelarbeit enthüllt: Der Piltdown-Mensch kombiniert mittelalterliche Menschenknochen mit geschliffenen Schimpansenzähnen und Orang-Utan-Überresten. Die Kreation hatte den Zeitgeist getroffen: Die Illusion, das große Gehirn des Menschen habe sich in Europa entwickelt, fand großen Anklang.
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