Ein Foto: zwei Mädchen, ein Baum. Zwillinge, sie heißen Rabiya und Sabiha. Sie sind elf Jahre alt und leben in Fatih, einem konservativen Viertel Istanbuls. Zum ersten Mal in ihrem Leben tragen sie Kopftuch an diesem Tag. Die Mädchen sind gleich angezogen, wie immer. Ihre Tücher sind gelb, wie zwei Sonnenblumen stehen sie neben dem Baum, eines rechts von ihm, eines links. Die eine weint, die andere lacht.
Rabiya freut sich, an diesem Tag ist sie dem Erwachsensein einen Schritt näher gekommen. Sabiha hasst es, das Tuch macht sie und ihre Schwester noch verwechselbarer. Wenig später erstreitet sie sich bei der Mutter ein Stück Individualität: Sie darf sich ein eigenes Kopftuch aussuchen, ein dunkelblaues mit einer kleinen Blume.
Die beiden Mädchen werden unterschiedliche Wege einschlagen. Rabiya bleibt in Fatih, wird Hausfrau und bringt zwei Kinder zur Welt. Sabiha wird Fotografin, heiratet einen Amerikaner und zieht nach New York.