Fund mit Vorgeschichte Monolithen-Hype erfasst Wales: Mysteriöse Metallstele in Nationalpark gefunden

Sie war die erste ihrer Art: Am 18. November 2020 entdeckten Piloten die Stele in einer Felsschlucht von Utah. Nur zehn Tage später war sie wieder verschwunden
Sie war die erste ihrer Art: Am 18. November 2020 entdeckten Piloten die Stele in einer Felsschlucht von Utah. Nur zehn Tage später war sie wieder verschwunden
© picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Terrance Siemon
Nach drei Jahren Pause entdecken Wanderer wieder einen stählernen "Monolithen". Das Internet diskutiert über Aliens. Aber faszinierender als der Fund ist die Aufregung darüber

Der Monolith passt perfekt in die walisische Landschaft. Zumindest, wenn man von seiner Eigenschaft absieht, nicht grün und bewachsen zu sein. Wanderer entdeckten die Säule aus Stahl am Dienstagmorgen bei der Ortschaft Hay-on-Wye. 

Die beschauliche Marktstadt liegt am Rand des südwalisischen Nationalparks Brecon Beacons. Nicht unbedingt ein typischer Ort für eine Stahlsäule: Drum herum nur Gras, Matsch und Nieselregen, wie ein Video des Anwohners Craig Muir zeigt.

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Die Stele scheint stabil im Untergrund verankert zu sein, zumindest bewegt sie sich nicht, als ein Reporter des britischen Fernsehsenders "Talk TV" demonstrativ vor der Kamera daran rüttelt. Ein dumpfes Dröhnen ertönt, als er mit der Hand gegen die Stahlwand klopft. "Es ist tatsächlich hohl", sagt der Reporter.

Spitzfindig könnte man nun sagen: Ein Monolith ist eigentlich ein Block aus Stein, und weder ist ein Block hohl noch zählt rostfreier Stahl als Gestein. Viele Medien interessiert das weniger.

Der erwähnte Fernsehsender stieß dann auf den Anwohner Craig Muir. "Ich wusste nicht, was ich tun sollte, als ich es zuerst gesehen habe", sagte er dem Reporter: "Irgendjemand, oder irgendetwas muss es ja dahingestellt haben. Nur wie? Und warum?"

Der Monolith von Wales ist nicht der erste seiner Art

Schon im November 2020 beschäftigte das Phänomen der Monolithen erstmals die Öffentlichkeit. In einer Schlucht im US-Bundesstaat Utah fanden Hubschrauberpiloten eine ähnliche Metallsäule wie jetzt in Wales. Rote Felsen umrahmten die Szenerie, verliehen ihr die Anmutung einer Marslandschaft. Nichts wies darauf hin, wer die Säule dort aufgestellt haben könnte.

Schnell gingen auf sozialen Medien Beiträge dazu viral. Das mysteriöse Auftauchen erinnerte viele an den Film "2001: Odyssee im Weltraum" von Stanley Kubrick. Dort erscheint in einer felsigen Landschaft eines Morgens plötzlich ein flacher, glatter Stein, ohne Zeichen seiner Herkunft. Die anwesenden Menschenaffen können es gar nicht fassen.

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Kurze Zeit später entdecken die Primaten, dass sich Knochen vorzüglich als Schlagwaffe einsetzen lassen, um Tiere zu erlegen oder konkurrierende Banden anzugreifen. Zumindest im Film sind Werkzeug und Krieg der Beginn der Zivilisation – ausgelöst durch einen mysteriösen Monolithen.

Warum stellt jemand einen Monolithen in die Landschaft?

Und so wuchsen die Spekulationen auch im Internet: Könnten Aliens die Stahlsäule aus dem Weltall nach Utah gebracht haben? War der Monolith ein Werk des 2011 verstorbenen Bildhauers John McCracken? Immerhin hatte der sogar seinem Sohn verraten, er würde gern Kunstwerke an abgelegenen Orten positionieren, damit erst die Nachwelt entdecken sollte.

Unterdessen tauchten weitere Säulen auf der ganzen Welt auf, in den rumänischen Karpaten etwa, in der Nähe von Schloss Neuschwanstein. Ein etwas ungelenk geschweißter Monolith stand eines Morgens leicht deplatziert an einem hessischen Feldrand, auch in der Türkei und in Australien wurden Stelen entdeckt. Die Säule von Utah verschwand inzwischen wieder. Netflix warb mit einem Monolithen für eine Serie.

Der Monolith in der Türkei fand sich in der Nähe der prähistorischen anatolischen Kultstätte Göbekli Tepe. Auch er verschwand wieder spurlos – obwohl die Polizei ihn angeblich permanent bewachte
Der Monolith in der Türkei fand sich in der Nähe der prähistorischen anatolischen Kultstätte Göbekli Tepe. Auch er verschwand wieder spurlos – obwohl die Polizei ihn angeblich permanent bewachte
© picture alliance / AA | Yasin Dikme

Was auch immer Aliens, Künstlerinnen oder Hobbyschweißer motivierte, Stahlsäulen in die Landschaft zu stellen: Nach einigen Monaten war der Monolithen-Rummel wieder vorbei.

Der Monolith schafft ein Moment von Mystik

Der Hype um die Monolithen mochte für viele eine willkommene Ablenkung vom ersten mühsamen Corona-Winter sein. Ein Flirt mit einer Welt, die ein wenig Mystik enthält. Vielleicht kündete der glatte, perfekt geformte Stahl auch von etwas Überweltlichem. Ein Eindruck, den mehr und mehr offenbar billig nachgeahmte Stelen jedoch nicht bestätigten.

Der Monolith im hessischen Sulzbach war nicht unbedingt perfekt gefertigt – und Unbekannte zerstörten die Säule. Die Reste ließ die Gemeinde wegen der möglichen Gefahr für Fußgänger von Mitarbeitern eines Bauhofs einsammeln
Der Monolith im hessischen Sulzbach war nicht unbedingt perfekt gefertigt – und Unbekannte zerstörten die Säule. Die Reste ließ die Gemeinde wegen der möglichen Gefahr für Fußgänger von Mitarbeitern eines Bauhofs einsammeln
© picture alliance/dpa/Wiesbaden112.de | Wiesbaden112.de

Ob Kunstwerk, Alien-Botschaft oder die Laune eines gelangweilten Schweißers: Der jetzt entdeckte Monolith bringt etwas Abwechslung in den nasskalten Frühling von Wales. Die Marktstadt Hay-on Wye wird sich über ein paar zusätzliche Touristen freuen – und Craig Muir über Aufmerksamkeit in den sozialen Medien. 

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