Wie bedrohlich ist die Lage, wenn sogar die Shell, einer der größten Ölkon-zerne der Welt, zum Treibstoffsparen aufruft? "Wenn Ihr Motor im Stand läuft, verschwenden Sie in 4 Minuten Benzin für 1 km. Stellen Sie ihn ab!" Die Order erhalten die Bürger der Bundesrepublik am 7. Dezember 1973 in einer von der Deutschen Shell AG geschalteten Zeitungsanzeige. Plötzlich sollen sie sich Gedanken über einen Stoff machen, der bisher problemlos und günstig verfügbar war.
Abermillionen Barrel billigen Öls haben Konzerne wie Shell in der Vergangenheit in die Wirtschaften Westeuropas, der USA und Japans gepumpt, haben so geholfen, dort einen beispiellosen Wohlstand zu schaffen. Ein immerwährendes Mehr verhieß das Ölzeitalter bisher, mehr günstige Energie, mehr bunte Konsumgüter. Erdölprodukte sind längst allgegenwärtig, treiben Autos und Eisenbahnen an, versorgen Fabriken und Haushalte mit Strom, heizen Wohnungen, stecken in Kleidung, in Möbeln und Küchenutensilien, sogar in Medikamenten.

Doch nun fürchten viele Menschen erstmals ernstlich, dass sie sich die nächste Tankfüllung nicht leisten können. Denn der Preis für Rohöl ist binnen weniger Wochen massiv gestiegen. Lag der Listenpreis, also jene Summe, zu der die Ölkonzerne offiziell ihre Produkte verkaufen, für die begehrte Rohölsorte Arabian Light Mitte des Jahres noch bei 2,90 US-Dollar pro Barrel (das entspricht 159 Litern), waren es im Oktober schon 5,12 Dollar – und ein Ende der schwindelerregenden Entwicklung ist nicht absehbar.