Tortosa, Frühjahr 1152. Die Stadt an der syrischen Küste liegt in Trümmern. Ihre Altäre sind verwüstet, viele Menschen geflohen. Muslimische Krieger haben den Ort eingeäschert. Und sie können jederzeit wiederkommen. Hilflos und verzweifelt angesichts der fortbestehenden Gefahr trifft Tortosas Bischof eine weitreichende Entscheidung. Er bittet die mächtigsten Herren seiner Diözese um Hilfe: die "Arme Ritterschaft Christi vom salomonischen Tempel". Den Templerorden. Eine Gemeinschaft von Gotteskriegern.
In seiner Not bietet der Bischof dem Ritterorden großzügige Steuernachlässe an, zudem ein drei Hektar großes Areal im Nordwesten der Stadt: damit die Templer dort eine Festung errichten, stark genug, um Tortosa zu sichern.
Wenig später rücken die Ritter in die Stadt ein. Es sind harte, sonnenverbrannte Männer, die gestutzten Bärte und das Haar struppig, staubbedeckt. Gehüllt in rohe, weiße Mäntel mit einem roten Kreuz als einzigem, stolzem Prunk. Sie beten zu den festen Zeiten der Mönche – und sind verpflichtet, anschließend nach ihrem kostbarsten Besitz zu sehen, den Pferden. Sie wollen das Himmelreich erlangen: doch nicht auf dem Weg stiller Einkehr, sondern im Kampf gegen die Ungläubigen.
Kaum jemand versteht mehr vom Krieg in Outremer, dem Heiligen Land "jenseits der See". Ihre muslimischen Gegner fürchten und hassen die fromme Elitetruppe: Gefangene Templer werden in der Regel enthauptet. Die Brüder nehmen es hin als ein Martyrium, das ihnen das Paradies öffnet. Eine entschlossene, geheimnisvolle Gemeinschaft, die der Nachwelt Anlass zu unzähligen Spekulationen und Legenden geben wird.