
Der Junge, der die Blindenschrift erfand: Louis Braille
Ein Tag im Jahr 1812 verändert sein ganzes Leben. Louis Braille schleicht sich in die Sattlerwerkstatt seines Vaters östlich von Paris und sticht sich dort beim Werken mit einer spitzen Ahle ins Auge. Die Verletzung entzündet sich, der Infekt greift auf das zweite Auge über, das Sehvermögen lässt nach. Als Fünfjähriger ist Louis Braille komplett erblindet. Doch weder er noch seine Familie finden sich damit ab. Louis geht zur Schule, erst auf die im Dorf, dann auf ein Institut für Blinde in Paris. Die dort verwendete Tastschrift aus erhaben in das Papier geprägten Buchstaben findet er jedoch zu kompliziert, zudem sind die Bücher sehr teuer. Inspiriert von der Methode eines französischen Offiziers, kurze Befehle in geprägte Punkte umzusetzen, erarbeitet Braille eine eigene, vereinfachte Tastschrift. 1824 ist er so weit. Der Fünfzehnjährige präsentiert ein System, mit dem er zunächst 63 einzelne Zeichen darstellen kann, Buchstaben, Zahlen, Satzzeichen. Die Grundform besteht aus sechs erhabenen Punkten, die wie bei der Sechs auf einem Spielwürfel angeordnet sind. Je nachdem, welche der Punkte erhaben sind und welche nicht, geben sie fest definierte Zeichen wieder. Seine Mitschüler sind begeistert. 1828 erweitert Braille sein System noch um eine Notenschrift, um auch Musik für Sehbehinderte lesbar zu machen. Offiziell wird seine Punktschrift in Frankreich aber erst 1854 anerkannt. Zwei Jahre nach seinem Tod. Aber bis heute verhilft Brailles Erfindung Millionen Menschen weltweit zu einem selbstbestimmten Leben.
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