Trauer und Trost Was kommt nach dem Tod? Wilhelm Schmid über den Umgang mit dem Unfassbaren

Porträt von Wilhelm Schmid
Wilhelm Schmid ist Lebenskunstphilosoph und Autor, er lebt in Berlin
© Peter Rigaud
Der Verlust geliebter Menschen zählt zu dem Furchtbarsten, was uns widerfahren kann. Doch wohin geht der, der geht? Gibt es vielleicht wirklich ein Leben nach dem Tod? Und kann allein schon die Möglichkeit ein Trost sein?

GEO: Herr Schmid, als Philosoph geben Sie normalerweise der Nüchternheit wissenschaftlicher Erklärungen den Vorzug. Fühlt es sich da fremd an, über den Tod und das Jenseits nachzudenken?

Wilhelm Schmid: Nein, das war mein Weg von Anfang an, der Weg der Lebenskunst. Es war immer klar: Zum Leben gehört auch Tod. Und zur Lebenskunst gehört der Umgang mit dem Tod. Als meine Frau vor zwei Jahren verstarb, sagte ein Freund zu mir: Schau, in jedem deiner Bücher ist auch vom Tod die Rede, du hast dich seit 30 Jahren auf dieses Ereignis vorbereitet. Das hat mich erstmal brüskiert. Meine Frau war zehn Jahre jünger und sie war von großer psychischer und physischer Stabilität. Ich denke alles Mögliche. Aber dass sie vor mir sterben könnte, war undenkbar. Natürlich hatte mein Freund in gewisser Weise recht. 

Der Umgang mit Tod und Verlust ist das eine. Sich vorzustellen, was nach dem irdischen Dasein kommen könnte, etwas anderes. 

Meine Frau und ich haben vor ihrem Tod viel über diese Frage nachgedacht. Was bleibt von einem Menschen, wenn er geht? Wir kamen zu der Auffassung, dass dasjenige, was einen Menschen das ganze Leben hindurch belebt, unmöglich verschwinden kann.