Deutschland Ein selbstbestimmtes Lebensende? Warum wir uns mit Sterbehilfe zu schwertun

Metallkreuz steht am Wasser
Gedenken: 2013 nahm sich der Autor Wolfgang Herrndorf in Berlin am Hohenzollernkanal das Leben. Heute erinnert dort ein Metallkreuz an ihn
© Stephanie Pilick / dpa / picture alliance
Großbritannien diskutiert derzeit über eine Liberalisierung der Sterbehilfe. In Deutschland ist Suizidassistenz ebenfalls umstritten – und doch wird die Debatte anders geführt

Am 26. August 2013 setzt sich der Schriftsteller Wolfgang Herrndorf ans Ufer des Hohenzollernkanals in Berlin, zielt mit einer 357er Smith & Wesson durch seinen Mund aufs Stammhirn und drückt ab. Der Autor des Jugendroman-Bestsellers "Tschick" hat das Leben in seinen letzten Jahren genossen wie nie zuvor. Doch die beste Behandlung konnte nicht verhindern, dass ihm der Hirntumor zunehmend jede Kontrolle raubte – und schließlich den Lebenswillen.

Seinen Suizid hat Herrndorf drei Jahre zuvor geplant. In einem später als Buch veröffentlichten Blog beschreibt er die Angst, durch den Krebs zu "menschlichem Gemüse" zu werden – und was er spürte, während er, mangels sicherer Alternativen, auf die Suche nach einem Revolver ging. Die Schmach, "tagelang durch verrauchte Neuköllner Hinterhofwohnungen laufen zu müssen und mit Leuten zu sprechen, die nicht sagen wollen, wie sie heißen, nur um Gewißheit zu haben – das ist eines zivilisierten mitteleuropäischen Staates nicht würdig."

Beim Sterben ist es mit der Selbstbestimmung oft vorbei