GEO: Herr Corssen, wer derzeit Nachrichten liest, hat das Gefühl, die Welt geht den Bach runter. Ihr Kredo ist es, im Leben auf "gehobene Gestimmtheit" zu setzen. Wie kann man während der Katastrophenmeldungen in den Medien positiv sein?
Jens Corssen: "Gehobene Gestimmtheit" heißt nicht, ewig gute Laune zu haben. Ärger, Trauer und Enttäuschung gehören zum menschlichen Leben dazu. Dieses Gefühl soll man möglichst expressiv ausleben, jedoch nicht pflegen. "Gehobene Gestimmtheit" erreicht man mit der Zeit. Wenn man das Leben voll und ganz bejaht, wenn man sich sogar entscheidet, es zu lieben.
Das klingt in der Theorie ganz toll. Aber in der Praxis läuft das Leben manchmal nicht, wie man sich das vorgestellt hat. Oft kommt sogar vieles zusammen. Wie schafft man es in solchen Zeiten, zuversichtlich nach vorne zu blicken?
Egal, was geschieht: Man sollte immer für den Lauf der Dinge, also für das Leben sein. Es wäre unklug, gegen das, was gerade passiert, in den Widerstand zu gehen. Dadurch lösen Sie ja die für Sie bedrohliche Situation nicht auf! Im Gegenteil, Sie verlieren die Energie, die Sie brauchen, um die Hindernisse möglichst erfolgreich zu überwinden.
Sie schreiben in ihren Büchern, dass sich viele Menschen zu viel beklagen. Darf man das denn nicht, wenn man eine schwierige Phase hat?
Das Jammern über die Situation des Lebens ("Das darf doch nicht wahr sein!"), über andere ("So ein Idiot!") und über sich ("Ich armes Schwein") erhöht nur noch das vorherrschende Opfergefühl. Ich helfe meinen Klienten aus der Ohnmacht in die lösungsorientierte Eigenmacht zu kommen, sozusagen heraus aus der Kinder-Welt in die Erwachsenen-Welt.