Immunsystem Simpler Trick beim Impfen: einfach den Arm wechseln!

Die Wirksamkeit eines Vakzins ist vermutlich größer, wenn es nicht immer in denselben Arm geimpft wird
Die Wirksamkeit eines Vakzins ist vermutlich größer, wenn es nicht immer in denselben Arm geimpft wird
© Aja Koska / Getty Images
Neue Forschungsergebnisse zeigen: Es kommt zu einer deutlichen Steigerung der Immunantwort, wenn eine Mehrfachdosis-Impfung auf beide Arme verteilt wird

Fast jeder ist wohl schon einmal gefragt worden, in welchen Arm er oder sie geimpft werden möchte. Meist wird dann jener Arm gewählt, der nicht zum Schreiben oder zur Bedienung der Computermaus benötigt wird. Bei einer einzelnen Impfung spielt es für Wirksamkeit tatsächlich keine Rolle, ob der Piks nun links oder rechts erfolgt. Und auch bei Mehrfachdosis-Impfungen, die zu zwei unterschiedlichen Zeitpunkten verabreicht werden, sind selbst Mediziner bislang davon ausgegangen, dass die Wahl des Arms keinen Einfluss auf die Wirksamkeit der Impfung hat.

Vierfache Steigerung der Immunantwort

Doch diese Annahme ist nun mächtig ins Wanken geraten. Eine neue Studie mit fast 1000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern, veröffentlicht im Journal of Clinical Investigation, ergab Überraschendes: Demnach kommt es zu einer bis zu vierfachen Steigerung der Immunantwort, wenn Geimpfte die Mehrfachdosis auf beide Arme verteilen.

Forschende der Oregon Health & Science University, die die Laborstudie anführten, maßen die Antikörperreaktion im Blut von Probanden, die zu Beginn der Corona-Pandemie zwei Impfdosen gegen COVID-19 erhalten hatten. Ein Teil von ihnen hatte beide Impfungen in denselben Arm bekommen, die übrigen jeweils eine in den rechten und den linken Arm. Anschließend wurden zu verschiedenen Zeitpunkten nach der Vakzinierung Blutproben entnommen und untersucht. 

Besonders hilfreich bei der Omicron-Variante

Dabei stellte sich heraus, dass das Ausmaß und die Breite der Antikörperreaktion bei Menschen, die eine Impfung in jeden Arm erhalten hatten, vergleichsweise stärker ausfiel. Zwei Wochen nach der zweiten Dosis stellten die Forschenden zwar noch keinen großen Unterschied bei der Aktivierung der Körperabwehr fest. Doch nach drei Wochen registrierten sie in den Blutproben deutlich mehr Antikörper gegen das SARS-CoV-2-Virus. Die verbesserte Reaktion hielt sogar über 13 Monate an. Zudem trat die erhöhte Immunität nicht nur beim ursprünglichen SARS-CoV-2-Stamm auf. Am stärksten wirkte sich der Armwechsel bei Impfungen gegen die Omicron-Variante aus, dabei stieg die Immunantwort um das bis zu Vierfache an.

Vermutlich, so spekulieren die Forschenden, ist die verstärkte Immunantwort darauf zurückzuführen, dass die Gabe einer Spritze in jeden Arm unterschiedliche Lymphknoten in beiden Körperhälften aktiviert. "Dadurch erfolgt die Gedächtnisbildung des Immunsystems grundsätzlich an zwei Orten statt an einem", sagte der leitende Studienautor Professor Marcel Curlin. "Dieser Effekt ist wahrscheinlich nicht nur auf COVID-Impfstoffe beschränkt. Möglicherweise haben wir eine grundlegend wichtige immunologische Funktion entdeckt."

Übertragbar auf Impfungen bei Kindern?

Nun sei weitere Forschung sinnvoll, um festzustellen, ob eine beidseitige Vakzinierung die Immunantwort auch auf andere Impfstoffe, insbesondere bei Kindern, verbessert. Noch sei es zu früh, auf Grundlage dieser Studie Empfehlungen für den klinischen Alltag abzugeben, so Curlin. Sollte jedoch ein neues Virus auftreten, gegen das es einen Zwei-Dosen-Impfstoff gibt, werde er persönlich nicht zögern, die Arme zu wechseln.