Abo testen Login

Rätsel der Physik Physiker: "Glasscheiben oder Holzwände sind kein Hindernis für Kugelblitze"

Viele Forscherinnen und Forscher halten Kugelblitze für Hokuspokus, Augenzeugenberichten zum Trotz. Physiker Herbert Börner ist dem Phänomen seit Jahrzehnten auf der Spur
Computerillustration eines blauen Kugelblitzes
Von tiefem Rot über Orange-Gelb bis hin zu Blau, wie in dieser Illustration, und blendendem Weiß: Kugelblitze können in den Farben des gesamten sichtbaren Spektrums erscheinen
© sakkmesterke / Alamy Stock Photos / mauritius images

GEO: Herr Boerner, gibt es Kugelblitze wirklich?
Herbert Boerner: Ja – aber: Es handelt sich nicht um Blitze, sondern um Objekte, die von Blitzen erzeugt werden.

Viele Forschende halten Kugelblitze für Pseudophysik. Es existieren zwar zahlreiche Augenzeugenberichte, aber kaum wissenschaftliche Beweise dafür. Was macht Sie so sicher, dass es sich um ein reales Phänomen handelt? 
Während des Physikstudiums hörte ich von so einigen ungeklärten Phänomenen. Der Kugelblitz war eines davon. Irgendwann bekam ich zufällig ein Buch in die Hände, in dem ich von einem sehr starken Gewitter mit mehreren Kugelblitzen las. Das ist jetzt fast 50 Jahre her, aber es war der Anstoß für meine langjährige Beschäftigung damit. Ich habe Jahrzehnte daran geknobelt, unter welchen Bedingungen Kugelblitze entstehen. Mein persönlicher Durchbruch kam um das Jahr 2000, als ich auf einen Fall aus Neuruppin von 1994 stieß. Bei einem Wintergewitter fuhr ein außergewöhnlich heller Lichtblitz nieder, auf den ein sehr lauter Donner folgte. Auf der meteorologischen Station riefen kurz danach einige besorgte Bürger und Bürgerinnen an, die vom extrem lauten Donner und dem grellen Licht beunruhigt waren. Die Meteorologen sammelten 34 detaillierte Berichte, unter denen zu ihrer Überraschung auch elf Sichtungen von Kugelblitzen waren.