Als 2016 die ersten Bilddaten vom Pol des Jupiters auf seinem Computer eintrafen, wusste Gerald Eichstädt sofort: Er hatte etwas entdeckt, was noch kein Mensch zuvor gesehen hatte. Gigantische Wirbelstürme offenbarten sich ihm, Wolkengebilde aus Wasserstoff und Helium, zu schneckenförmigen Gebilden verdreht, dicht an dicht nebeneinander, kreisförmig angeordnet wie auf einer Torte Charlotte. Die einzelnen Wirbel größer als jeder vergleichbare Sturm auf der Erde, Tausende Kilometer im Durchmesser, unermüdlich rotierend, mit Farben und Formationen, die leicht ineinander verlaufen. Insgesamt 15 dieser polaren Wirbelstürme zählte Eichstädt auf seinem Bildschirm. Eine Sensation.
Seit Jahrhunderten beobachten Menschen den Jupiter mit immer besseren Fernrohren und Teleskopen. Die großen Wolkenstrukturen und der berühmte Rote Fleck sind dabei gut zu erkennen. Doch die geringe Achsneigung des Gasplaneten führt dazu, dass seine Polregionen irdischen Betrachtern weitgehend verborgen blieben. Erst als die Sonde Juno 2016 erstmals an ihnen vorbeiflog und Fotos zur Erde funkte, offenbarten sich die Wirbelstürme. Und der erste, der sie zu sehen bekam, war kein Astronaut, keine Forscherin, kein Abenteurer. Sondern Gerald Eichstädt, damals 50 Jahre alt, ein unbekannter Amateurforscher aus Stuttgart.
Raumfahrt Das Sonnensystem in Technicolor: Ein deutscher Amateurforscher prägt unser Bild vom Jupiter
Aus den zerstückelten, farblosen Aufnahmen der NASA-Sonde Juno erstellt Gerald Eichstädt prächtige Planeten-Panoramen. Was andere als Hobby betreiben, ist für ihn Lebensinhalt – und eine Investition in die Zukunft der Menschheit

Dramatische Wirbel: Jupiter und sein Mond Io auf einer Fotomontage. Vorlage sind Aufnahmen der Sonde "Juno"
© NASA / JPL / SwRI / MSSS / Gerald Eichstädt / Thomas Thomopoulos © CC BY