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Saturnringe Der schönste Schutthaufen des Sonnensystems

Ravioli, einsame Propeller und ein Ozean unter Eis, in dem es Leben geben könnte: Die Saturnringe versetzen Forschende immer wieder ins Staunen
Der Planet Saturn mit seinen Ringen
Die gewaltige Ausdehnung der Saturnringe täuscht. Sie bestehen aus – zumindest in astronomischem Maßstab – nur wenig Eis und Gestein: 15 Billiarden Tonnen, ein Fünftausendstel des Erdmondes
© NASA/JPL-Caltech/Space Science Institute

Steigen Sie ein. Fliegen Sie mit zur größten Attraktion im Sonnensystem. Staunen Sie über Kätzchen, Propeller und Ravioli, bewundern Sie Schäfermonde, Hunderte Kilometer hohe Eisfontänen und Wirbelstürme, die einmal um den ganzen Planeten jagen. Begleiten Sie uns zum Saturn, ins Reich der Ringe und Trabanten, zum Schauplatz, an dem Schwer- und Fliehkräfte eine kosmische Ikone geformt haben.

In der Realität würde die Reise ein bisschen dauern. Anfang März 2023 liegen zwischen dem Ringplaneten und der Erde immerhin gut 1,6 Milliarden Kilometer. Könnten wir mit Lichtgeschwindigkeit fliegen, bräuchten wir knapp neunzig Minuten. In Gedanken sind wir aber im Nu dort.

Welche Sensationen uns auf dem Ausflug in den Außenbezirk unserer kosmischen Heimat begegnen würden, haben Astronomen und Planetologen erst in den vergangenen Jahren erkannt, vor allem seit die Sonde Cassini ab 2004 Hunderttausende Bilder und Unmengen Daten vom Saturn, von seinen Staubscheiben und Monden – mittlerweile sind 274 entdeckt worden – zur Erde funkte.

"An jeder Ecke wartete eine Überraschung der einen oder anderen Art", sagt Linda Spilker vom Jet Propulsion Laboratory in Kalifornien, wissenschaftliche Leiterin des Cassini-Projekts. Die neuen Erkenntnisse hätten "unsere Sicht auf das Saturnsystem gründlich verändert".

Die Forschungssonde ist inzwischen in der Atmosphäre des Planeten verglüht, doch sie hat einen einzigartigen Datenschatz hinterlassen. Noch fünfeinhalb Jahre nach dem Absturz sind Wissenschaftler mit der Auswertung beschäftigt, versuchen zum Beispiel, anhand des Ringplaneten Einblicke in die Entstehung des Sonnensystems als Ganzes zu gewinnen. Sie staunen bei ihrer Arbeit regelmäßig aufs Neue.

Erschienen in GEO KOMPAKT #74 (01/2023)