Die Errichtung einer menschlichen Siedlung auf dem Mars wäre technisch extrem komplex. Aufgrund der unwirtlichen Umwelt müsste ein Habitat weitgehend autark funktionieren. Dennoch wären die Siedler*innen weitgehend auf eine regelmäßige Versorgung von der Erde angewiesen. Auf dem roten Planeten ließen sich lediglich Wasser sowie einige Mineralien abbauen. Daraus könnte die Marskommune immerhin Sauerstoff zum Atmen und Wasserstoff als Treibstoff gewinnen.
Forschende der George Mason University, USA, haben nun verschiedene Szenarien für die Gründung einer Kolonie am Computer simuliert. Dabei untersuchten die Sozialwissenschaftler*innen auch, welche Persönlichkeitstypen im Siedlings-Team von Vorteil wären und wie ausgeprägt spezifische Charaktereigenschaften sein sollten, etwa Stressresistenz, soziale Kompetenz und Neurotizismus. Dazu griffen die Forschenden auf Daten aus früheren Experimenten zurück, zum Beispiel auf Fragebögen, die von Gruppen an Bord der Internationalen Raumstation ausgefüllt wurden - oder von Menschen, die monatelang auf engstem Raum in der Arktis lebten.
Das Forschungsteam schuf daraus ein Computermodell, in dem digitale Personen, Avatare, mit unterschiedlichen psychologischen Profilen die Herausforderungen eines Lebens auf dem Mars meistern mussten. Simuliert wurde eine Bergbaukolonie, die jederzeit über ausreichend Energie und anfangs auch über ausreichend Luft, Wasser und Nahrung verfügte. Neben dem Routineverhalten wurde auch die Reaktion der Avatare auf Unfälle oder Verzögerungen bei Versorgungslieferungen von der Erde berechnet.
Schlechte Überlebenschancen für Neurotiker
Das Forschungsteam simulierte verschiedene Szenarien, die jeweils bis zu 28 Erdenjahre Kolonieleben umfassten und in denen die Anzahl der Personen auf dem roten Planeten variierte. Das Ergebnis: Eine Anfangsbevölkerung von 22 Menschen ist das Minimum, um eine langfristig lebensfähige Kolonie zu gründen.
Die Avatare gingen unterschiedlich mit dem Stress um, der in der Simulation durch Unfälle und die Interaktion mit anderen Kolonist*innen verursacht wurde. Menschen mit angenehmen Persönlichkeitstypen waren am ausdauerndsten: Sie hatten nicht nur bessere Überlebenschancen, sondern bekamen auch Kinder, sodass die Kolonie weiterbestehen konnte. Neurotiker*innen hingegen waren am wenigsten anpassungsfähig. Sie ließen ihre Mission eher scheitern und starben früher als andere, was den Erfolg der gesamten Mission gefährdete.