Paläontologie Die Weichteile waren nur gemalt: Forschende entlarven berühmtes Alpenfossil als Fälschung

Warum das Fossil aus den italienischen Alpen so gut erhalten ist, galt lange als Rätsel. Nun haben es Forschende gelöst 
Warum das Fossil aus den italienischen Alpen so gut erhalten ist, galt lange als Rätsel. Nun haben es Forschende gelöst 
© Valentina Rossi
Was als verkohlte Haut galt, hat sich als Farbschicht entpuppt. Zu diesem Schluss kommt ein Forschungsteam, das ein etwa 280 Millionen Jahre altes Fossil untersucht hat. Für die Wissenschaft bleibt das versteinerte Reptil dennoch wertvoll

Als der italienische Paläontologe Piero Leonardi 1959 das Fossil zum ersten Mal in einer wissenschaftlichen Studie beschrieb, staunte die Fachwelt. Meist zeigen Fossilien nur die versteinerten Knochen eines Tieres. Bei Leonardis Exemplar hingegen waren auch die Weichteile zu sehen, sogar der gesamte Umriss des Bauchraumes. In scharfen Konturen und beinahe vollständig zeigte die Versteinerung ein eidechsenartiges Wesen. Dem Forscher zufolge war es bereits 1931 im Herzen der italienischen Alpen gefunden worden und ungefähr 280 Millionen Jahre alt. 

Tridentinosaurus antiquus wurde das Fossil genannt und galt als wichtiger Puzzlestein, um die frühe Evolution von Reptilien zu verstehen. Warum die Weichteile des Fossils so gut erhalten waren, blieb ein Rätsel. 

Nun zeigte eine Forschungsgruppe um die Paläontologin Valentina Rossi vom irischen University College in Cork: Das Fossil ist eine Fälschung, große Teile des Reptilienumrisses wurden mit schwarzer Farbe auf den Stein gemalt. Ihre Studie veröffentlichten die Forschenden im Fachmagazin "Paleontology". 

Die Forschenden untersuchten das Fossil mit ultraviolettem Licht und erstellten ein dreidimensionales Modell der Versteinerung. Dabei stellten sie fest, dass Tridentinosaurus direkt nach seiner Entdeckung mit einer Lackschicht überzogen worden war. Das sei "eine alte Konservierungsmethode", sagt Mariagabriella Fornasiero, Kuratorin für Paläontologie des Museums in Padua, in dem das Fossil bis heute lagert, und Mitautorin der Studie. "Früher gab es keine anderen geeigneten Methoden, um Fossilien vor dem natürlichen Zerfall zu schützen."

Dann untersuchten die Forschenden Mikroproben des Fossils. Die Hautschuppen unter der Oberflächenschicht, so die Hoffnung, könnten noch in gutem Zustand sein. Die chemische Zusammensetzung der Proben jedoch war eindeutig: Keine Spur von biologischen Strukturen, dafür klare Hinweise auf ein damals handelsübliches Pigment, hergestellt durch das Verbrennen von Tierknochen. "Unsere Analysen lösten das Rätsel. Was als verkohlte Haut beschrieben worden war, entpuppte sich als Farbschicht", wird Valentina Rossi in der Pressemitteilung des an der Studie beteiligten Naturmuseums Südtirol zitiert.

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Lediglich die Knochen der hinteren Extremitäten, insbesondere der Oberschenkelknochen, sind echt. Fachleute sollen diese nun genau untersuchen und die tatsächliche Herkunft des Fossils korrekt bestimmen. Denn auch mit zusätzlichen Farbstrichen im Bauchraum ist es etwa 280 Millionen Jahre alt und kann dazu beitragen, die Ökosysteme im Alpenraum jener Zeit zu rekonstruieren.  

mat